Schauspielerin Anna Schäfer über neues Soloprogramm „Über das Lachen an ernste Themen ranzugehen, birgt Chancen“

Interview | Düsseldorf · Mit ihrem neuen Soloprogramm kommt die Künstlerin nach Düsseldorf. Warum sich die 51-Jährige zwischen Theater, Kabarett, Fernsehen und Gesang nicht entscheiden will.

An der Seite von Martina Hill war Anna Schäfer jahrelang in der Serie „Knallerfrauen“ zu sehen.

Foto: Bernd Brundert

Sich auf eine Sache festzulegen, fiel Anna Schäfer laut eigener Aussage schon immer schwer. Deshalb ist die 51-Jährige vieles gleichzeitig: Sie spielt auf Theaterbühnen und im Fernsehen, arbeitet als Comedienne und singt. An der Seite von Martina Hill war sie jahrelang in der Sat1-Comedyserie „Knallerfrauen“ zu sehen. Mir ihrem neuen Soloprogramm „Schlafende Hunde – Ein hochkomischer Nachtflug“ will Schäfer Theater, Kabarett, Comedy und Gesang vereinen.

Die Hauptfigur in Ihrem neuen Soloprogramm
„Schlafende Hunde – Ein hochkomischer Nachtflug“ kämpft mit Schlafstörungen. Ist das autobiografisch?

Anna Schäfer: In dem Fall leider ja, ich bin auch jemand, die phasenweise sehr schlecht schläft. Aber lustigerweise geht es einigermaßen, seit ich dieses Stück probe, obwohl das so aufregend war. Ich hatte das Gefühl, es war vielleicht etwas kathartisch. Vielleicht lebe ich dieses Gedankenkarussell auf der Bühne dann so aus, dass es zu Hause einfach besser geht. (lacht)

Was können Besucher von Ihrem neuen Programm
erwarten?

Schäfer: Das Stück hat eine sehr große Bandbreite, ich schlüpfe den Abend über in verschiedene Charaktere. Es hat eine persönliche Note, aber jeder kann sich darin wiederfinden. Es ist sehr komisch, stimmt aber auch nachdenklich, es wühlt auf, aber entlässt einen in leichter Stimmung. Es ist komplex und intelligent und trotzdem voller Albernheiten. Dietmar Jacobs hat es mir quasi auf den Leib geschrieben, das ist ein riesiges Geschenk für mich. Ich darf so ein tolles Theaterstück spielen und trotzdem auch Quatsch auf der Bühne machen. Diese Mischung aus politischen und persönlichen Themen, Theater und Stand Up ist hier echt auf die Spitze getrieben.

Ist dieser Spagat zwischen Albernheit und
Gesellschaftskritik heutzutage schwieriger geworden?

Schäfer: Ja, schon. Umso wichtiger finde ich aber auch, es zu tun. Über das Lachen an ernste Themen ranzugehen, birgt mehr Chancen, in die Hoffnung zu kommen. Und ohne die Hoffnung könnten wir uns auch gleich vergraben. Deswegen ist mir das so wichtig, dieser Spagat. Ich liebe Kabarett, aber auch nur, wenn es diesen Bezug zur Ernsthaftigkeit hat. Deshalb bin ich auch sehr froh, dass das in diesem Stück so gut gelingt.

Heißt das, dass sie auf der Bühne die Krisen der Welt auch für sich persönlich mit verarbeiten?

Schäfer: Ja, irgendwie schon. Mir ist immer nur wichtig, dass es auf allen Ebenen passiert, also eben nicht nur im Kopf oder nur im Herzen, sondern mit allen Sinnen. Das kann Theater, und ich finde, das sollte es auch tun.

Sie sind als Künstlerin sehr vielseitig – Theater, Kabarett, Fernsehen, Gesang – angefangen haben Sie mit dem klassischen Theater. Wann haben Sie gemerkt, dass Sie auch Comedy machen wollen?

Schäfer: Ich bin über meinen Mann und Lieblingsmusiker Jochen Kilian da reingerutscht, weil der auf dem Theaterschiff in Hamburg mit Michael Frowin die künstlerische Leitung machte. Beide haben mich gefragt, ob ich einen Liederabend mitmachen möchte, mit kabarettistischem Anteil. Das hat mir total Spaß gemacht, aber war anfangs auch total merkwürdig für mich. Weil ich als Schauspielerin, aus einem ernsthaften Fach kommend, anfangs dachte, ich verrate alles, was ich bisher gelernt habe. Aber dann habe ich bei der Premiere gemerkt, wie viel Spaß es mir macht, ständig die vierte Wand zum Publikum aufzumachen. Weil man viel mehr einen gemeinsamen Abend erlebt mit dem Publikum als im klassischenTheater.

Das heißt, Sie wollen auch in
Zukunft auf nichts davon
verzichten?

Schäfer: Genau. Durch die Bandbreite dessen, was ich mache, war da zwischendurch die Gefahr, dass ich mich verzettele und am Ende nichts so richtig mache. Deswegen bin ich über das neue Stück sehr froh, weil ich mich voll auf eine Sache konzentriere und damit trotzdem viele Seiten von mir ausleben kann. Dieses Jahr habe ich nicht viel anderes gemacht, als mich auf mein neues Bühnenprogramm vorzubereiten. Ich würde in Zukunft gerne noch mal einen Liederabend machen, bei dem ich nur singe. Das ist übrigens auch so ein Corona-Opfer: Jochen Kilian und ich hatten eine große Swing-Band, die wir bis 2019 aufgebaut haben. Die liegt nun schon länger auf Eis.