Anka Zink feierte Premiere im Kommödchen Dünnes Eis für Komplimente
Düsseldorf · Darf man heute noch offen sagen, was man denkt? „Natürlich“, sagt Anka Zink. Die Kabarettistin präsentierte im Kommödchen ihr neues Programm „K.O. Komplimente“ und stellte klar: Auf das Wie kommt es an.
Zum Beginn ein Gedicht. Damit verpackte Anka Zink im Kommödchen gleich ein paar Komplimente ans Publikum. Vorschusslorbeeren sozusagen, das kann ja nie schaden. Schließlich hatte die Kabarettistin Premiere mit ihrem neuen Solo-Programm „K.O. Komplimente“. Und um Komplimente ging es die folgenden rund zwei Stunden: Wie und wann man sie macht, ob es nicht manchmal besser ist, nichts zu sagen und wie man dafür überhaupt die passenden Worte findet.
Dabei schlug Anka Zink mühelos den Bogen vom Privaten zum Politischen und ins Gesellschaftliche, verbunden mit der Botschaft: „Solange es Humor gibt, ist die Angst im Griff zu behalten“. Denn die Welt verändert sich rasant. Ob früher wirklich alles besser war? „Auf jeden Fall waren wir jünger“, meinte Zink und erinnerte an die Hippies, die alles anders machen wollten als ihre Altvorderen. Die Sache mit dem Cannabis hätten die übrigens auch ohne die Erlaubnis eines Gesundheitsministers hinbekommen.
Zum Thema Mode erinnerte die 67-Jährige daran, dass es einmal eine Zeit gegeben habe, als Frau ihre Kleidung danach auswählte, dass hingesehen wurde. Heute, resümierte die Kabarettistin, da alle praktisch alles tragen, könne man den Eindruck gewinnen, dass manche ihre Klamotten danach auswählten, dass man besser wegschaue.
Damit stand dann auch die Frage der Fragen im Raum: Wie macht Mann Frau ein Kompliment, und wie verpackt Mann am besten unbequeme Wahrheiten? Beim Klassiker: „Schatz, steht mir das Kleid?“ zum Beispiel, sei es eher kontraproduktiv, auf die Frage zu antworten. Da könne Mann nämlich nur daneben liegen. Lieber ganz diplomatisch bleiben – und geschickte mit einer Gegenfrage kontern: „Wie gefällt es dir denn?“
Keine Witze über die Bahn – darüber lacht niemand mehr
Witze über die Bahn wollte sich die Bonnerin lieber sparen. Darüber lache ohnehin niemand mehr. Ganz anders über einen charmanten Witz. Jede Community hätte da so ihre Vorlieben, die Youngster lachen über sogenannte Oneliner, die Literaten über Goethes Humor und das Kabarett-Publikum über beides – solange es so gut vorgetragen wird, wie von Anka Zink.
Nun leben wir aber in Zeiten, da jedes Wort schnell auf die Goldwaage gelegt wird und sich auch Kabarettistinnen überlegen müssen, was sie noch auf der Bühne sagen dürfen. Die Balance zwischen dem, was die einen beleidigen könnte und andere lustig finden, lotete die Diplom-Soziologin gekonnt aus. Dabei bekamen Politiker wie Finanzminister Christian Lindner, Kanzler Olaf Scholz und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder ihr Fett weg. Auf die Grünen draufzuhauen sei zwar einfach, aber „warum sollte da noch nachgetreten werden?“.
Bei einer anderen Gruppe politisch Aktiver war sie weniger zurückhaltend. Denn Anka Zink hatte in ihrem „You-Tube-Workshop für Diktatoren“ allerhand Lebenshilfetipps für Despoten im Köcher. Für „den Donald und den Kim, den Björn und die Alice“.
Nicht nur als Kabarettistin, auch als Autorin und Kolumnistin meldet sich Anka Zink immer wieder zu politischen oder gesellschaftlichen Themen zu Wort. Dabei findet sie zwar immer klare Worte, wird aber nie zu persönlich oder verletzend. Empathie sei eine Eigenschaft, die sie heutzutage oft vermisse, beklagte Anka Zink.
Fazit des Abends im Kommödchen: Wir reden zwar alle viel, aber eben nicht mehr miteinander, sondern häufig aneinander vorbei. Da wo es früher noch Menschen als Ansprechpartner gegeben habe, habe diese Aufgabe längst die KI übernommen. Wie gut, dass es Kabarettistinnen wie Anka Zink gibt, die das Publikum daran erinnern, dass Humor und Empathie das Leben etwas leichter machen können.