Konrad Beikircher im Kommödchen Die Spezialdisziplin des Rheinländers

Düsseldorf · Kabarettist Konrad Beikircher lehrte „Überleben – wat sonst!?“ im Kommödchen.

Kabarettist und Autor Konrad Beikircher.

Foto: dpa/Oliver Berg

Wie schaffen es die Rheinländer allen Widrigkeiten zum Trotz immer wieder, Hoffnung zu schöpfen? Eine Frage, die Konrad Beikircher schon seit geraumer Zeit umtreibt. Am Karneval allein kann es wohl nicht liegen, meint er. Also begann er mit Nachforschungen, die ihn bis nach Italien, in die Schweiz, nach Hessen und Böhmen führten. Daraus entstand das Programm „Überleben – wat sonst!?“, das der 78-jährige Sprachkünstler nun im Kommödchen vortrug. Er schlüpft mühelos in die verschiedenen Sprachen und Dialekte, als habe er sie mit der Muttermilch aufgesogen.

Dabei teilt der Kabarettist auch gern aus. So bekommt Kardinal Woelki sein Fett genauso ab, wie er Heino für seine jüngsten Äußerungen zum Thema Trumpisierung kritisierte. Der sollte sich seiner Außenwirkung als Prominenter doch wohl bewusst sein, ärgert sich Beikircher. Karl Lauterbach bescheinigt er, „der einzig mir bekannte depressive Kölsche zu sein“. Christian Lindner wiederum „dübelt sich überall fest. Wenn du ihn aber packen willst, flutscht er dir aus der Hand, so aalglatt ist der.“

Ein Fazit seiner Nachforschungen: „Überleben ist eine rheinische Spezialdisziplin, die nicht nur einmalig, sondern auch hilfreich ist.“ Denn besonders wenn sich das Gefühl einstellt, an der Wirklichkeit zu scheitern, müsse man die Sache nur anders angehen. Wie Helmut Kohl zum Beispiel. Der habe einmal im Bundestag folgenden „genialen Aphorismus“ rausgehauen: „Die Wirklichkeit, meine sehr geehrten Damen und Herren, stellt sich oft ganz anders dar als die Realität“, zitiert Beikircher den ehemaligen Bundeskanzler in dessen Sprachduktus. Wenn man damit nicht weiterkomme, gebe es noch das bayerische Entschleunigungsgesetz, das man sich zu eigen machen könnte: „Jetzt wart ma mal ab, dann schau ma mal, dann wer mer scho sehn.“

Dass selbst die Bahn den Rheinländer nicht aus der Ruhe bringen kann, im Gegenteil sogar für Heiterkeit sorgt, beweist Beikircher mit einer Anekdote, die ihm neulich widerfuhr. Auf dem Weg nach Hamburg bog der ICE falsch ab. Als der Zugbegleiter erklärte, man sehe nun die ersten Häuser von Düsseldorf statt wie geplant Solingen-Ohligs, weil man sich verfahren habe, „bekam der ganze Zug zunächst Schnappatmung – und danach Applaus, Gelächter, Heiterkeit, beste Laune“, erinnert sich Beikircher. Das beweise: Der rheinische Humor ist eine ultimative Überlebensstrategie.

Zwischendrin erinnert sich der Südtiroler an seine erste Begegnung mit Lore Lorentz 1991. Großen Respekt hatte er vor der Theaterleiterin und vor der Aufgabe, einen Soloabend im Kommödchen zu gestalten. „Sie kam aus Böhmen“, erzählt er, „und als ich durch einen Vorhang schaute und sie in einem großen Sessel sitzen sah, wusste ich plötzlich, was ich sagen würde“, und im schönsten Böhmisch legt er los: „Na is das eine Freude, Sie endlich kennenzulernen.“ Lore Lorentz war begeistert, heimatliche Töne zu hören, und Konrad Beikircher war engagiert.

Für alle, die sich nach dem Abend immer noch fragen, wie es sich am besten überleben lässt, gibt er noch eine Weisheit der Briten mit auf den Weg: „If things don’t go right, go left“, oder wie der Rheinländer sagt: „Das Glas ist immer halb voll.“