Zweimal Jubiläum im Düsseldorfer Kommödchen Das Gänseblümchen schlägt zurück

Düsseldorf · Seit 30 Jahren ist sie im Dauerzenit, sagt Nessi Tausendschön von sich.

Nessi Tausendschön (r.) und William Mackenzie im Wald.

Foto: Carsten Bockermann/Schauplatz GmbH/Carsten Bockermann

„30 Jahre Zenit“ – wie soll das gehen? Die Antwort lieferte Nessi Tausendschön am Wochenende im ausverkauften Kommödchen. Seit nunmehr drei Jahrzehnten ist die Künstlerin nicht von der Bühne wegzudenken. In Düsseldorf hatte sie sogar einen Weggefährten, mit dem sie den runden Geburtstag feiern konnte: Kay Lorentz, Chef des berühmten Hauses, blickt auf eine ähnlich lange Karriere zurück.

Den Künstlernamen hat die als Annette Maria Marx geborene Kabarettistin von einem Gänseblümchen, das sie nie sein wollte. Als studierte Theater- und Sprachwissenschaftlerin verdiente sie sich ihr Renommee mit einer beachtlichen Zahl von Solo-Programmen. Auf nicht immer bequemen Pfaden erreichte sie dann die Position, die sie selbstironisch „Dauerzenit“ nennt.

Einen Einschnitt bildete für sie und alle Kollegen die Corona-Krise. Über Monate Auftrittsverbot, keine Einnahmen, schnell aufgezehrte Rücklagen. Die Krise hatte aber auch, so hörte man es von Nessi, einen Vorteil: kein Dauer-Parcours mehr durch deutsche Städte, keine Übernachtungen in mittelmäßigen Hotels, kein ewig langer Fernsehabend zum Runterkommen nach zwei anstrengenden Bühnenstunden. Mit Flimmerprogrammen zum „Aufgeilen“ aus den Randkanälen, ausschließlich für Männer gedacht.

Bei ihrem „Zenit“ schlägt das Gänseblümchen zurück: Mit der Stimme und den schönsten Begeisterungstonlagen bekannter Sportmoderatorinnen berichtet sie von der Europameisterschaft im „Amateurvögeln“. Vielleicht etwas lang, aber mit unglaublicher Virtuosität. Als was tritt man eigentlich heutzutage vor sein Publikum: Comedian oder Kabarettist? Nessi sieht da eine klare Trennlinie: „Die einen machen es wegen dem Geld, die anderen wegen des Geldes.“ Klare Kante zeigt die versierte Kabarettistin, die sich auch als „Lustigkeitshure“ oder „Witzschlampe“ bezeichnet, in der Politik gegen rechts, gegen hohen Fleischkonsum und vor allem gegen den Maserati Quattroporte. Weniger entschieden erlebt man sie beim Genderwahn: ein paar dürftige Witzeleien, sonst nichts.

Egal, was ihr knalliges Programm sonst zu bieten hat, reicht für einen hervorragenden Unterhaltungsabend. Eine Persiflage auf den Leierton des Gesundheitsministers, eine schöne Hommage an Dieter Hildebrandt, und natürlich jede Menge Spitzen gegen die wenige Kilometer südlich gelegene Domstadt. Dort aber wohnt auch Nessis „Sidekick“ William Mackenzie. Nach der Freigabe von Cannabis erfuhr der kanadische Musiker überrascht, dass sein langjähriger Dealer im Nebenberuf als Zahnarzt arbeitet.

Dass nicht alles „Zenit“ sein kann, was den Kabarettisten als Einfall dient, weiß Nessi Gänseblümchen natürlich am besten. Dafür wartet ihr Jubiläumsprogramm aber mit den herrlichsten Orchideen auf.