Reiner Tisch im Uerige Warum Frank Küster lieber Jubiläum statt Abschied feiert
Düsseldorf · Seit 25 Jahren lädt Frank Küster zum „Reinen Tisch“ ins Uerige ein und hat sich in der Hausbrauerei ein Stammpublikum erarbeitet.
Kabarett-Kollegen zollten Frank Küster Respekt und Anerkennung. „Er ist mit seinem Reinen Tisch zu einer Institution geworden und hat dabei Pionierarbeit geleistet“, erklärte Martin Maier-Bode, Kommödchen-Ensemblemitglied und Autor. „Wenn es eine Konstante im Leben gibt, dann ist es Frank Küster und seine monatlichen Welturaufführungen.“ Maier-Bode war mit Harry Heib und Jürgen Becker Bühnengast bei Küsters Jubiläumsveranstaltung zu 25 Jahren „Reiner Tisch“ im Uerige. Düsseldorfs Kultkabarettist hatte es eigentlich nicht als echte Jubiläumsveranstaltung mit viel Brimborium geplant, aber das Stammpublikum machte es mit Wunderkerzen, 25-Jahre-Dekoration und Luftballons doch zu etwas Besonderem, vor allem für Küster.
Es begann, als Erich Ribbeck Fußball-Bundestrainer und Gerhard Schröder Bundeskanzler war, als der erste PISA-Schock das Land erschütterte und heftig über die Einführung des Euro diskutiert wurde. Seitdem schreibt Frank Küster jeden Monat ein neues satirisch-kabarettistisches Programm. „Frank bezeichnet sich ja selbst als den ineffizientesten Kabarettisten Deutschlands“, witzelte Becker, Gründungsmitglied der Kölner Stunksitzung und Ex-Mitternachtsspitzen-Moderator. „Er investiert für jeden Reinen Tisch so viel Arbeit, schreibt ein komplettes Programm für einen Auftritt. Und jeder Auftritt ist frisch und aktuell. Dafür bedarf es enorm viel Esprit.“
Dieser Esprit, die Qualität der Gedanken, die Umsetzung in Satirisches und „immer alles neu“, wie Küster bei jedem seiner Uerige-Kultauftritte versichert, brachte ihm ein treues Stammpublikum ein, das das Format auch die Corona-Krise überstehen ließ. So gab es Freiluft-Vorstellungen mit begrenzter Zuschauerzahl auf dem Sportplatz des BV 04, auf der Rennbahn oder im Volksgarten. „Ich musste Haftpflichtversicherungen abschließen und habe bei den Aufführungen teilweise drauf gezahlt“, erinnert sich Küster. „Da wäre es fast soweit gewesen, dass der endgültige Abschiedssong erklungen wäre.“ Nicht nur das zeigt, dass Küsters Herz am „Reinen Tisch“ hängt, denn seit kurzem ist er auch noch sein eigener Roadie, baut zusammen mit der „Original Reiner Tisch-Kammerbigband“ Andreas Hirschmann (E-Piano) und Marcel Richard (Drums) die Bühne im Uerige auf, richtet die Übertragungstechnik ein und stellt das Bühnenlicht an die richtige Position.
„Unser Bühnenbauer Molly hat im letzten Mai aufgehört und ich habe nach Alternativen gesucht“, gesteht Küster. „Doch alle wollten mindestens einen vierstelligen Betrag haben. Dann bräuchte ich gar nicht mehr aufzutreten.“ Am Konzept hat sich seit 25 Jahren nichts geändert. Küster verwurstet alles Aktuelle, diesmal etwa die Bauernproteste, Ex-Oberbürgermeister Thomas Geisel in der Wagenknecht-Partei, oder das niederschmetternde Ergebnis der PISA-Studie. Gaststars stellen einige Auszüge aus ihrem aktuellen Programm vor.
So war Becker mit „Deine Disco“ zu Gast, ein Programm für Hirn und Lachmuskeln, das sich mit der Geschichte der Musik und deren Einfluss auf Politik und Gesellschaft befasst. „Das Programm habe ich erst einmal vorher gespielt“, verriet Becker. „Man sammelt ja gerne Erfahrungen, bevor man die großen Hallen bespielt.“ Kein Zufall also, dass viele Top-Stars der Kabarett- und Comedy-Szene, wie Anka Zink, Lutz von Rosenberg Lipinsky, Irmgard Knef, Lioba Albus, Dagmar Schönleber, Hennes Bender, Vince Ebert, Christian Hirdes, Tina Teubner, Nessi Tausendschön, Christoph Brüske, Mario Barth, der unglaubliche Heinz, David Werker oder Ausbilder Schmidt bereits im Uerige auftraten. Und die Liste wird im Mai verlängert, denn für den ersten Montag im Wonnemonat hat der Freiburger Jess Jochimsen sein Mitwirken beim „Reinen Tisch“ zugesagt.
„Ich kenne viele Leute, die Ähnliches wie Frank gemacht haben, aber niemand anderen, der es so lange und so erfolgreich gemacht hat“, lobt Maier-Bode. Und ein Ende scheint nicht in Sicht, denn Lüster meinte „wir stehen am Beginn eines neuen Viertel-Jahrhunderts“.