Auszeichnung für Düsseldorfer Ehrenamtler „Wir sind eine Gemeinschaft“
Düsseldorf · Helgo Ringpfeil wurde für sein Engagement beim Sportverein DSC 99 geehrt. Was das Jahrhunderthochwasser damit zu tun hat.
Als das Jahrhunderthochwasser im Juli 2021 Düsseldorf trifft, stehen die Hockey- und Tennishallen des Düsseldorfer Sportclubs (DSC) 1899 gut 60 Zentimeter unter Wasser. An Training ist nicht zu denken, der Schock über den Schaden ist groß. Dann nimmt Helgo Ringpfeil sein Telefon in die Hand und macht einen Anruf nach dem anderen. „Innerhalb eines Tages habe ich rund 200 Leute aktiviert, die hier den Schlamm weggemacht haben“, erinnert sich der Anlagenwart.
Schon am nächsten Tag hatte eine große Gruppe Menschen die Hallen vom Schlamm befreit, 1300 Quadratmeter Teppichböden herausgenommen, 36 000 Tonnen Boden aus der Hockeyhalle kleingesägt und zehn Tonnen Schlamm vom Rasenplatz geholt. „Ganz viele Vereine haben Leute geschickt, um uns zu helfen“, sagt Ringpfeil. Ein Team von zehn Personen habe sich parallel um Spendengelder gekümmert.
Dass alles so schnell ging, ist vor allem Helgo Ringpfeils Organisationstalent zu verdanken. Innerhalb eines Tages hatte er Angebote von Unternehmen vorliegen, die sich um die Schäden und den Wiederaufbau kümmern sollten. Hinzu kam viel Eigenleistung. Handwerker und Installateure waren zu der Zeit schwer zu bekommen.
Der 61-Jährige ist schon lange ehrenamtlich für den Sportclub tätig. Von 2006 bis 2014 war er Jugendbetreuer der Hockeymannschaften, 2012 wechselte er in den Vorstand. Als Kaufmann und Techniker – Ringpfeil ist gelernter Energieanlagenelektroniker – kann er vieles selbst machen. Kaputtes repariert er häufig persönlich, wenn er Angebote externer Firmen einholt, weiß er, wo er das beste bekommt. Auch seine Arbeit als Gesellschafter in einem Farb- und Tapetengroßhandel hat sich schon mehrfach ausgezahlt, wenn der Club einen neuen Anstrich brauchte.
Drei bis vier Tage pro Woche ist er vor Ort beim Club, telefoniert täglich mehrere Stunden für den Verein. „Auch wenn wir Vorstandsmitglieder alle einen großen Teil unserer Freizeit für den DSC einsetzen, spielt Helgo hier quasi nochmal in einer eigenen Liga“, heißt es in einer Rundmail des Vorstands an die Mitglieder. „Egal, ob früh am Morgen, spät am Abend, am Wochenende oder im Urlaub: Helgo löst fast jedes Problem rund um unsere Club-Anlage in kürzester Zeit, oft mit der Unterstützung seiner vielen technischen Helfer, die er irgendwie alle in seinem Handy versteckt hat.“
Das Technische mache ihm Spaß, aber antreiben tue ihn die Leidenschaft, sagt Ringpfeil. „Meine Kinder haben beide hier Hockey und später Tennis gespielt“, sagt er. „Die Identifikation mit dem Verein ist mein Ziel. Ich will, dass man sich hier wohlfühlt und es wie ein Zuhause sieht.“ Auf die Eigenleistung, die im Verein gemeinsam erbracht wird, und die vielen Eltern, die sich einbringen, ist er stolz.
„Wir investieren jedes Jahr, um die Anlage modern und attraktiv zu halten“, sagt er. Dabei konnte Ringpfeil dem Club schon hohe Kosten einsparen. Die Wasseraufbereitungsanlagen habe er selbst gebaut, außerdem die Technik für die Flutlichtanlage. „Seitdem ich das hier mache, hat der Verein immer eine schwarze Null und keine Schulden mehr.“ Auch andere Vereine aus umliegenden Städten fragen den Anlagenwart immer wieder nach Tipps, wie sie Dinge optimieren und Geld sparen können. Ringpfeil hilft gerne.
Für sein Engagement wurde Helgo Ringpfeil nun von der Stadt Düsseldorf mit dem Martinstaler geehrt. Die Auszeichnung wird Menschen zuteil, die sich in besonderer Weise ehrenamtlich engagiert haben. „Ich mache das, um den Kindern eine Anlage zu bieten, auf der sie sich wohlfühlen. Damit ihnen der Sport hier Spaß macht“, sagt er.
Auch das Ehrenamt macht Spaß – das möchte Ringpfeil weitergeben. Gut zweieinhalb Jahr später kann er darüber lachen, dass durch das Hochwasser einst Fische auf dem Tennisplatz schwammen, auf dem er jetzt steht. In diesem Jahr feiert der DSC sein 125-jähriges Bestehen mit einem Festakt am Freitag, 12. Januar.