Kommödchen-Ensemble mit neuem Programm Sahra Wagenknecht in dreifacher Ausfertigung

Düsseldorf · Das Kommödchen-Ensemble studiert ein neues Programm mit 30 Nummern und erstmals mit Parodistin Susanne Pätzold ein. Am 6. November ist Premiere. Ein Besuch bei den Proben.

Susanne Pätzold, Heiko Seidel, Daniel Graf und Martin Maier-Bode (v. l.).

Foto: Georg Salzburg (salz)

Wohnungssuchende in Düsseldorf, jetzt aber mal aufgepasst! Denn es gibt sie doch, die gemietete Bleibe, selbst in Zeiten großer Wohnungsnot. Freilich ist die begehrte Immobilie – sagen wir mal: überschaubar. Das ist nicht nur der ebenfalls überschaubaren Bühne des Düsseldorfer Kommödchens geschuldet. Um ehrlich zu sein: Die Wohnung ist ein Karton. Also gut, kein ganz kleiner Karton, sondern einer dieser Baumarkt-Umzugspappbehälter, in denen man die Klamotten immer so hübsch aufhängen kann.

Am Ende bleibt es aber ein Karton, dessen zu vermietende Wohnfläche zwei Quadratmeter misst. Fenster gibt es nicht, dafür aber fließend Wasser. Das heißt, wenn es regnet. Glücklicherweise ist damit häufig zu rechnen, schließlich liegt die Pappbude im Bergischen Land. Wer jetzt aber glaubt, dass Radevormwald irgendwo hinterm Wald liegt, hat sich schwer geschnitten. Sagt jedenfalls Heiko Seidel als schnöselig-skrupellos-umtriebig-arrogan­ter Makler. Nach seinen Worten liegt Radevormwald nämlich mitten im „Speckgürtel“ von Düsseldorf, der offenbar ungehörige Ausmaße angenommen hat. Siehste mal.

Natürlich wollen alle diese Wohnung zum Spottpreis von 9800 Euro. Ein Schnäppchen, zumal die Warmmiete gleich Kaltmiete sein soll. Ohnehin haben alle schlimme Erlebnisse aus früheren Behausungen hinter sich. Daniel Graf als lakonisch-schicksalsergebener Familienvater berichtet etwa von Wänden seiner Wohnung, die so dünn sind, dass der Nachbar weint, wenn er selbst Zwiebeln schneidet. Der Bieterwettstreit endet friedlich, schiedlich. Alle dürfen einziehen. Na, da haben wir aber noch mal richtig Glück gehabt!

Das Kommödchen-Ensemble probt an diesem Morgen. Wie ohnehin fast täglich, denn bis zur Premiere am 6. November sind es nur noch ein paar Tage. 30 längere und kürzere Nummern wird es in dem Jahresvor- und Rückblick „Don’t Look Back“ geben mit allerlei vorausschauenden Enthüllungen, wie verlautet wird. Außerdem soll das Programm im Laufe der Spielzeit hier und da aktualisiert werden. Und die erste Gelegenheit dazu dürfte es gleich am Anfang geben: Am Vorabend der Premiere wird in den USA gewählt. Das kann ja heiter werden.

Christian Ehring hat die Lieder beigesteuert, Martin Maier-Bode und Dietmar Jacobs haben sich an die Texte gemacht. Das Erfolgstrio der vergangenen Jahre war also am Werk, das sich – man kann es sich anders kaum vorstellen – bei der Arbeit an „Don’t Look Back“ alle fünf Minuten scheckig gelacht haben muss.

Eigentlich ist somit alles wie gehabt – fast jedenfalls. Denn mit Luzie Lorenz gibt seit dem Spätsommer eine neue Leitung aus dem Hause der Familie Lorentz, und im Ensemble ist erstmals Susanne Pätzold mit dabei, die vorübergehend Maike Kühl vertritt. Pätzold ist eine Wucht als Parodistin, und das soll auch für „Don’t Look Back“ genutzt werden. Wie wir an diesem Morgen schon zu sehen bekommen: eine kleine Revue mit drei rotgewandeten und sehr streng schwarzperückten Damen (neben Pätzold haben sich tatsächlich auch Seidel und Maier-Bode zu dieser Metamorphose hinreißen lassen). Und wer in diesen Gestalten nicht die dreifache Sahra Wagenknecht sieht, muss die vergangenen Jahre auf der ISS-Station verbracht haben. Eigentlich müssten die drei auch gar nichts weiter tun; schon die bekloppte Optik ist zum Schießen komisch. Doch dann beginnen sie mit beinahe ausgefeilter Choreografie auch noch zu singen, und spätestens da findet alle Contenance des Betrachters ihr jähes Ende. Irgendwas Gereimtes auf Sahra Superstar, die Wagenknecht hat immer recht – und „scheiß auf die Linken“ kommt auch drin vor. Große Sache.

Mit Susanne Pätzold wird das Ensemble in gewisser Weise ausgeglichen: Erstmalig in der Geschichte des Hauses stammen 50 Prozent der Bühnenakteure aus Düsseldorf und 50 Prozent aus der verbotenen Stadt stromauf. Weil das in der Landeshauptstadt aber niemand hören will, verschweigen wir es an dieser Stelle mal besser.

Der Anspruch des neuen Programms jedenfalls ist wie immer nicht gerade mickrig. So ließ das Ensemble vorab verlauten, dass es mit „Don’t Look Back“ zwar keine Audienz beim Papst kriegt, der Papst seinerseits aber eine Audienz beim Kommödchen bekommen möchte! Nur rechtzeitig um Karten sollte Franziskus sich erfahrungsgemäß schon kümmern.