Angedockt ans Tierheim in Rath Das Team Gassi wird zehn Jahre alt
Düsseldorf · Seit zehn Jahren unternehmen Ehrenamtler Spaziergänge mit Hunden, die als schwieriger gelten, aus dem Tierheim in Rath. Sie helfen so dabei, dass die Vierbeiner bald in ein neues Zuhause umziehen können.
Jeden Vormittag machen sich die Ehrenamtler des Team-Gassis auf den Weg ins Tierheim nach Rath. Dort werden die Frauen und Männer schon sehnsüchtig von Akim, Cesur, Lola, Cuba und deren felligen Kumpels erwartet. Aufgeregt schwanzwedelnd und bellend schauen sie dem gemeinsamen Spaziergang durch den Aaper Wald entgegen. Das Highlight des Tages für die Vierbeiner.
Vor zehn Jahren hat Trainerin Annette Grisorio das Team-Gassi mit dem Ziel ins Leben gerufen, besonders den Hunden etwas Abwechslung zu bieten, die für länger ins Tierheim eingezogen sind. Zum Teil, weil sie Sicherstellungen waren und nun erst noch entschieden werden muss, ob sie zu ihren Besitzern zurückdürfen. Andere sind aufgrund ihres Verhaltens nur schwer zu vermitteln und müssen in erfahrene Hände. „Spaziergänger für die Hunde von denen ich weiß, dass sie schnell ein neues Zuhause bekommen, sind leicht zu finden“, sagt Annette Grisorio.
Für ihr Projekt Team-Gassi braucht sie jedoch Menschen, die bereit sind, sich auf die verantwortungsvolle Aufgabe einzustellen, regelmäßig Zeit dafür erübrigen können und die lernen wollen, auch mit schwierigen Kandidaten umzugehen. Ziel der Trainerin ist, auch diesen Hunden irgendwann den Auszug aus dem Tierheim zu ermöglichen.
Dafür braucht es Geduld, Erfahrung und vor allem Training. Deshalb sieht man das Team-Gassi nicht nur jeden Tag beim Waldspaziergang. Die Truppe ist regelmäßig in der Stadt unterwegs. Wie kürzlich zur Tiersegnung in Gerresheim. Dafür müssen Zwei- und Vierbeiner mit der Straßenbahn fahren. „Das ist super, um die Hunde an solche Situationen zu gewöhnen“, erklärt Grisorio.
Doch was motiviert derzeit rund 50 Menschen jeden Alters und Hintergrunds ihre Freizeit zu opfern, um zum Teil täglich ins Tierheim zu fahren? Hannelore Zschech kommt außer an den Wochenenden jeden Tag aus Mettmann und kümmert sich mehrere Stunden um ihre Schützlinge. Das macht die Seniorin seit neun Jahren und hat es nie bereut: „Ich tue das gern, weil ich von den Tieren viel zurückbekomme und leider selber keine halten kann.“
So geht es einigen der ehrenamtlichen Gassi-Geher. Tim wollte immer gern einen Hund haben. Doch der Student war sich der Verantwortung bewusst und entschied, sich erst einmal über all das zu informieren, was Hundehalter wissen sollten. Der Weg führte ihn ins Tierheim nach Rath. Dort kann Tim nicht nur unterschiedlichste Hundetypen kennenlernen; er bekommt von Annette Grisorio im Training mit den Vierbeinern auch das nötige Know-how, um in schwierigen Situationen einem Hund Sicherheit zu vermitteln.
Für die heutige Runde sind alle Fellnasen verteilt und es kann losgehen. So aufgeregt die Hunde anfangs sind, so ruhig verläuft der Spaziergang. Die Gruppe geht zügig, macht zwischendurch Stopps, um ein paar Übungen einzubauen. Beispielsweise mit dem jeweiligen Schützling an der Gruppe vorbeizugehen. Begegnungen mit anderen Spaziergängern, Hundehaltern oder Radfahrern verlaufen entspannt. Denn alle behalten den Weg im Blick, um der Gruppe zu signalisieren, ob jemand sich von vorn oder hinten nähert.
Tabitha Hahn hat ihrem Schützling ein paar Tricks beigebracht, wie auf Kommando Pfötchen zu geben. Für die Vierbeiner ist es Abwechslung, Leinentraining und der so wichtige Sozialkontakt zugleich. Sie lernen in Situationen, die sie verunsichern, ruhig zu bleiben und auf ihre menschlichen Begleiter zu vertrauen. So wie Kangal Cesur, der an Weggabelungen immer wissen muss, ob sich da etwas Bedrohliches nähern könnte. Seine Gassi-Geherin signalisiert dem Rüden mit ruhiger Stimme und durch Handzeichen, „es ist alles in Ordnung, wir können da lang gehen“. Für den sensiblen Herdenschutzhund ist die Beziehung zu einem Menschen, der ihn versteht und akzeptiert, die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Vermittlung in ein neues Zuhause.