Stadtführung in Düsseldorf Mit Manes Meckenstock auf Tour in der Altstadt
Düsseldorf · Kaum einer kennt die Stadtgeschichte Düsseldorfs so gut wie der Kabarettist. Zumindest kann sie keiner so amüsant erzählen.
Man muss Manes mögen. Wer deftig-derben Humor schätzt und nicht allzu zartbesaitet ist, wird auch seine Altstadt-Führungen lieben, bei denen der inzwischen 63-Jährige vom Ratinger Tor bis zum Spee’schen Graben tief in die Geschichte seiner Heimatstadt eintaucht. Das macht Manes Meckenstock zweifelsohne fundiert, das Salz in der Suppe ist aber seine Kunst des Abschweifens, die Anekdoten aus seiner Kindheit, die unverhohlene Meinung zu manch politischem „Geniestreich“ aus der Vergangenheit, den er jeweils mit Hohn und Spott überhäuft. Und ja, es geht auch mal tief unter die Gürtellinie. Aber das gehört nun mal eben auch dazu zur Stadtgeschichte, und Kinder sollen ja ohnehin zu Hause bleiben – ebenso wie ‚Nörgel-Elsen‘ und ‚kläffende Tussi-Tölen‘. Und es muss ja seinen Grund haben, dass die seit bald 20 Jahren angebotenen Touren in Dauerschleife fast ständig ausgebucht sind.
Manes braucht vom Ratinger Tor zum Stiftsplatz rund 1,5 Stunden
Vom Ratinger Tor bis zum Stiftsplatz sind es knapp 400 Meter, schafft man eigentlich in fünf Minuten. Bei Manes Meckenstock dauert die Strecke locker anderthalb Stunden, denn er bleibt ständig stehen, doziert und gestikuliert, schimpft und findet doch stets zurück zu seinem süffisanten Humor. Seine Pointen hier wiederzugeben, kann nur scheitern, denn die sind zum einen in der Regel nicht jugendfrei und funktionieren zum anderen eben nur, wenn Manes sie rhetorisch versiert auf Platt kunstvoll ans Ende seiner Ausflüge in die Düsseldorfer Geschichte setzt.
Ein kläglicher Versuch: Der wohl klein gewachsene Napoleon verließ bei seiner Düsseldorfer Inspektionsreise Schloss Jägerhof (er war nur drei Tage da), ausschließlich auf seinem Pferd Nicole, da er Angst hatte, nicht ernst genommen zu werden. Als man ihm als Spezialität Schwarzbrot reichte, meinte er verächtlich: „C‘est bon pour Nicole.“ Daraus machte der Düsseldorfer Pöbel Pumpernickel.
Aus „Rue de Martin“ wurde bei den Einheimischen Retematäng
Und beim Anblick der beleuchteten Ratinger Straße fühlte er sich an die „Rue de Martin“ erinnert. Die des Französischen nicht mächtigen Einheimischen verstanden jedoch Retematäng. Ja, so war das damals 1811 in dieser Stadt, in der damals nur eine Minderheit lesen konnte.
Kein gutes Haar lässt Meckentock am Quartier Bohème, wo die Toiletten behindertenfeindlich in der ersten Etage gebaut wurden. Viel erfährt der Teilnehmer über die historische Bedeutung der einzelnen Häuser an Ratinger Straße und Alte Stadt, die fast alle noch sichtbar im Mauerwerk einen Namen tragen (Das Füchschen etwa residiert passender Weise im Haus Zum roten Fuchs). Besonders angetan hat es dem Kabarettisten das Goldene Einhorn, wo er selbst noch von 1983 bis 1986 gekellnert hat und einst seine Tante Adele Schmitz sich mit dem wertkonservativen und spaßbefreiten Publikum auseinandersetzen musste.
Die Geschichte von Dr. Strunzbügel, Anwalt und Mitte 60, der sich mit seiner russischen Gattin aus dem Internet auf knapp 140 Quadratmetern im Andreasquartier eingenistet hat, dürfte erfunden sein. Oder auch nicht: Anträge an die Bezirksvertretung, die Gastronomie auf der Ratinger um 22 Uhr schließen zu lassen, sind ebenso vorstellbar wie der Vorstoß, das Kopfsteinpflaster abzuschaffen, weil die stöckelnde Angetraute sich dort die Haxen gebrochen hat.
Natürlich kommt dann auch noch zur Sprache, wie Düsseldorf überhaupt unter Graf Adolf entstanden ist 1288 – auch wenn bei der dafür entscheidenden Schlacht von Worringen von 10 000 Kämpfern gerade mal 50 aus Düsseldorf waren. Aber na ja, die daraus resultierende Stadt war damals auch nur 3,5 Hektar klein und hatte 400 Einwohner, was will man da erwarten. Ihren Anteil daran sehen die Düsseldorfer im Rückblick heute gerne etwas verklärt.
Info Termine für die „Dorfschönheiten“-Touren unter himmelundaehd.de