Wohnen in Düsseldorf Ärger über Mieterhöhungen
Eller. · An der Kissinger Straße in Eller will die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft neun Wohnblöcke modernisieren und die Mieten entsprechend erhöhen. Die Betroffenen befürchten, das nicht stemmen zu können.
Ingeborg Schmitter ist 84 Jahre alt, seit 50 Jahren wohnt sie in der dritten Etage eines Wohnblocks an der Kissinger Straße in Eller, neun Stück gibt es davon. Damals hat sie für die 70 Quadratmeter noch 180 Mark bezahlt, heute sind es 490 Euro kalt. „Das sind schon jetzt 50 Prozent meiner Rente, ohne meine Ersparnisse wäre ich aufgeschmissen“, sagt sie. Jetzt will der Eigentümer, die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft, die insgesamt 160 Wohnungen ab März bis 2022 modernisieren, zusätzlich sollen die in den 1960er Jahren errichteten Wohnblocks mit 29 neuen Wohnungen auf den Dächern aufgestockt werden. Um zwei Euro pro Quadratmeter soll die Miete dann steigen. „Das kann ich nicht zahlen“, sagt Ingeborg Schmitter.
„Modernisieren bringt mehr Profit als Sanieren, denn das kann man auf die Mieter umlegen“, sagt Lutz Pfundner. Er hat für die Linken die angekündigte Modernisierung der ehemaligen Sozialwohnungen in der Bezirksvertretung 8 verfolgt. „An der Hersfelder Straße hat die Aachener SWG vor einigen Jahren ähnliche Modernisierungen vorgenommen“, erklärt Pfundner, dem daraufhin ebenfalls von Mieterhöhungen berichtet worden sei. „Das hat zum Auszug vieler Mieter geführt, denn auch die Heiz- und Nebenkosten haben sich erhöht.“
An der Kissinger Straße hat sich jetzt das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum eingeschaltet. „Zu den geplanten Modernisierungen zählen unter anderem eine neue Heizung und Stromversorgung sowie ein Fahrstuhl, der einen barrierefreien Zugang jedoch lediglich zu den neu entstehenden Wohnungen ermöglicht“, erklärt Sprecher Johannes Dörrenbächer. Es sei daher naheliegend, zu vermuten, dass einige der Modernisierungen ohnehin für den Neubau vorgenommen worden wären. „Aber nun werden die Kosten auf die Bestandsmieter umgelegt.“
Das Bündnis habe durch Flyer-Aktionen viele der Mieter überhaupt erst auf die anstehenden Arbeiten aufmerksam gemacht – und ihnen nahegelegt, Härtefälle juristisch geltend zu machen. Demnach dürfe die Miete nicht höher als 30 Prozent des Einkommens betragen. „Viele Mieter sind dem gefolgt“, sagt Dörrenbächer.
Die offizielle Modernisierungsankündigung (15 Seiten) sei dann vier Wochen vor Weihnachten gekommen. „Das hat den Menschen natürlich ordentlich das Fest verhagelt“, sagt Pfundner. Man wolle unbedingt verhindern, dass die Menschen an der Kissinger Straße ihr Zuhause verlieren, sagt Dominikaner-Pater Wolfgang Sieffert, der sich im Bündnis für bezahlbaren Wohnraum engagiert. Von der Aachener SWG, immerhin eine im Besitz katholischer Bistümer stehende Immobilienfirma, fordert er, dass sie die Mieterhöhungen komplett zurücknimmt und somit ihrem selbst gesetzten sozialen Anspruch gerecht werde. „Wir werben schon lange für eine Millieuschutzsatzung, damit Modernisierungen genehmigungspflichtig werden“, so der Geistliche.
Die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft erklärt auf Anfrage, dass die Instandhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen schon länger geplant und notwendig gewesen seien. „Für die nachträgliche Aufstockung der Häuser haben wir uns erst später entschieden“, sagt Sprecherin Kira Limbrock. Die neuen Fahrstühle würden nachträglich außen angebaut und jeweils auf den Zwischenpodesten der einzelnen Wohngeschosse halten. Dies bedeute einen deutlich leichteren Zugang zur Wohnung. „Leider ist es bautechnisch nicht möglich, die Aufzüge direkt in den Wohngeschossen halten zu lassen, das gilt auch für die neuen Wohnungen“, erklärt die Sprecherin. Und: „Die Kosten für den Aufzug werden nur auf die Mieter umgelegt, die auch einen direkten Nutzen durch den Aufzug haben.“
Darüber hinaus würden neue Fenster, die Dämmung der Außenfassade, der Kellerdecke und der Dächer sowie eine Modernisierung der Elektroverteilung und Entwässerung vorgenommen. Außerdem werde das alte Heizsystem durch ein energieeffizientes Nahwärmenetz, ein Blockheizkraftwerk, ausgetauscht. Da die Baumaßnahmen mit Unannehmlichkeiten verbunden seien, würde die Miete während der Bauzeit um 20 Prozent reduziert. Die Kosten der Instandhaltung würde das Unternehmen selbst tragen, die der Modernisierung zum Großteil ebenfalls. Die angegebene Mieterhöhung von zwei Euro pro Quadratmeter sei als Maximalwert zu sehen, genau könne man das erst nach Abschluss der Arbeiten kalkulieren. „Die durchschnittliche Kaltmiete an der Kissinger Straße liegt derzeit bei 5,78 Euro und wird nach den Maßnahmen bei ungefähr 7,53 Euro liegen. Damit liegen wir auch nach der Modernisierung unter dem durchschnittlichen Düsseldorfer Mietspiegel bezogen auf den Stadtteil und die Baualtersklasse“, betont Limbrock.