Ausstellung „Freibad“ Badelatschen, blaues Nass und Pommes
Düsseldorf · Unter dem Titel „Freibad“ zeigt das NRW-Forum 32 Arbeiten von Düsseldorfer Künstlern – eine leichte und heitere Schau.
Das ist die ideale Ausstellung für diese Zeit, weil sie so leicht ist und Lust macht auf den Sommer. Und weil sie vom Freibad handelt, diesem Sehnsuchtsort, und weil wir nach all den Beschränkungen der vergangenen Monate ja gerade irgendwie alle Freischwimmer sind.
Es geht um ein Gefühl im NRW-Forum, um einen Seinszustand. „Freibad“ heißt die Schau, die 32 Arbeiten Düsseldorfer Künstler versammelt. Alle sind eigens für diesen Anlass gestaltet worden, und alle bewirken, dass der Betrachter Chlorgeruch in der Nase hat und dieses warme und weiche Gefühl unter der Sohle zu spüren meint, das nur kennt, wer mal barfuß auf eine Pommes getreten ist. Es ist faszinierend, wie ans innere Ohr ganz unwillkürlich diese Soundwellen branden aus gedimmtem Kindergeschrei, dem Platschen und Spritzen von Wasser und der Trillerpfeife eines Bademeisters, der Jugendliche zur Ordnung ruft, weil sie eben doch vom Beckenrand gesprungen sind.
Ein blaues Badetuch
aus Ton und Glasur
Lukas Schulz hat die Schau zusammengestellt, sie ist seine Abschlussarbeit an der Hochschule Düsseldorf, wo der 32-Jährige Ausstellungsdesign studiert. Er war hartnäckig, fragte immer wieder nach und bekam schließlich Unterstützung vom Museum und von der Stadt. Und nun breitet er auf 600 Quadratmetern Fotos aus, Modeobjekte, Design, Keramik, Mixed Media und Videos. Sinaida Ropte macht sich Gedanken darüber, wie der Badelatschen von morgen aussieht. Sie gestaltet sie schon mal, und zwar aus Algen-Leder in Electric Blue. Harald Schaack scannt ein Freibad mit dem Laser und entwickelt daraus eine Animation, die anmutet wie der Hirnrinden-Abdruck jener Badeanstalt, in die man als Kind ging. Das Team von Hap Ceramics rollt ein blaues Badetuch aus Ton und Glasur zusammen.
Das Mosaik „Tagtraum“ von Jim Kobayashi würde man gerne in Auftrag geben für die Befliesung eines Pools in Südfrankreich, wenn man denn einen hätte. Und das Kollektiv „Teilmöbliert“ entwirft ein Badetuch aus Holz, einen Hochsitz für Bademeister und einen Startblock-Hocker.
Die Ausstellung ist ziemlich toll arrangiert, man schreitet auf Kunstrasen, und Lukas Schulz hat für fast jedes Objekt einen Träger gebaut, der direkt auf das Thema der Ausstellung verweist. Die durch einen Pool gezogenen Kerzen von Malte van der Meyden etwa lassen an die von Fäden gehaltenen Plastikkugelketten denken, die in echten Becken Schwimmbahnen abtrennen.
Lustig zu sehen ist, welche Details einer Badeanstalt offenbar für besonders viele Menschen als Synonym gelten. Die Pommes kommt oft vor, auch die Badenudel. Dem besonderen Pool-Blau widmen viele beteiligte Künstler ihre Aufmerksamkeit. Und auch das unter Sonneneinstrahlung so psychedelisch riechende Plastik der Schwimmflügel kommt mehrfach vor.
Die Ausstellung zeigt, wie viel man mit zwingend arrangierten Objekten im Kopf des Betrachters zum Klingen bringen kann. Es ist wie ein Tag hinterm Drehkreuz. Das Museum wird zur Badeanstalt.