Buch „400 Jahre Gastwirtschaften in Burscheid“ erschienen Als der Schnaps in Strömen floss

Burscheid. · Marie-Luise Mettlach bringt nach einer früheren Serie im Bergischen Volksboten das Buch „400 Jahre Gastwirtschaften in Burscheid“ heraus. Es ist ab sofort im Handel erhältlich.

Barbara Sarx (l.) stellte die Fotos zur Verfügung, für das Layout des neuen Buches von Marie-Luise Mettlach sorgte Roland Schwamborn.

Foto: Siewert, Doro

Als die Serie „Gaststätten in Burscheid“ vor 14 Jahren im Bergischen Volksboten lief, war sie der Renner. Mehr als 80 Folgen sorgten über ein Jahr lang für amüsante Unterhaltung, aber auch einen ernsthaften Rückblick auf eine Zeit, in der Schnaps und Bier in Strömen flossen.

Autorin war die regionale Historikerin und BV-Mitarbeiterin Marie-Luise Mettlach, die die erfolgreiche Serie nun in dem Buch „400 Jahre Gastwirtschaften in Burscheid“ verdichtet auf 150 Seiten zu Papier gebracht hat. „Das war eine große Recherchearbeit“, erinnert sich die Burscheiderin, die so manche Serie für diese Zeitung aus der Taufe gehoben und etliche Bücher geschrieben hat. Um an die korrekten Daten und Hintergründe zu kommen, führten viele Besuche in das Stadtarchiv nach Leverkusen. „Hier im Stadtarchiv war wenig zu finden.“ Den einen oder anderen Augenzeugen gab es allerdings sehr wohl noch vor Ort. Beispielsweise die Nachfahren der Wirtschaft „Zur Heide“ in Hilgen.

Auch die aktuelle Zusammenstellung aufgrund der damaligen Texte sei nicht einfach gewesen. „Ich hatte die Folgen damals noch als Manuskripte bei der Redaktion eingereicht. Sie gibt es auf Papier, aber sie waren nicht in meinem Computer.“ Marie-Luise Mettlach musste die Texte deshalb jetzt selbst eingeben. „Für das Buch habe ich sie komprimiert und überarbeitet.“ Und entstanden sei ein äußerst unterhaltsames Buch. „Es gibt sehr viel zu lachen“, sagt die Autorin und erzählt, als kenne sie ihr neuestes Werk von vorne bis hinten auswendig.

Eine Anekdote davon: In der Wirtschaft von „Flocken-Ida“ im Luisental traf sich im Januar 1918 eine trinkfeste Familie nach der Taufe eines Kindes. Die Gesellschaft muss sicher derart über das neue Familienmitglied gefreut haben, dass der weitere Weg von einer zur nächsten Kneipe führte - allerdings ohne den Täufling. Diesen habe man später schlummernd in der ersten Gaststätte auf dem Küchentisch gefunden. „Es wurde sehr viel getrunken damals. Es ging hoch her“, weiß Marie-Luise Mettlach.

Die Kirche sah die Folgen des Alkoholgenusses sehr kritisch

Und wegen des ungezügelten Lebens und der Folgen - sogar in Fabriken sorgte der Alkoholkonsum für Probleme - meldeten sich auch kritische Stimmen. Die mahnenden Worte eines Priesters sind deshalb ebenfalls in dem Buch veröffentlicht. „Aber die Leute machten trotzdem weiter“, sagt die Autorin.

Für Schmunzeln sorgt allein schon die „Kneipen-Dichte“ in Burscheid. Mettlach: „Hier gab es die meisten Gastwirtschaften im Landkreis Solngen.“ In Zahlen: Zwei Wirtschaften kamen in der Blütezeit vor den Weltkriegen auf 19 Häuser. „In der Hauptstraße konnte man zick-zack von einem Lokal zum nächsten gehen.“ Zudem habe es hier etliche Schnapsbrennereien gegeben und auch Bier sei hier gebraut worden. Und entsprechend wurde konsumiert. „Es war eine Form der Kommunikation, die es nicht mehr gibt.“ Abgerissen sei die Dichte der Wirtschaften spätestens nach dem zweiten Weltkrieg.

Älteste Gäststätte ist laut Marie-Luise Mettlach übrigens das heutige Deutsche Haus mit einer ersten Erwähnung im Jahr 1550. „Zur Post“ sei dagegen die größte Gastwirtschaft gewesen. Heute ist dort die Buchhandlung Hentschel, in der das Buch am Dienstag, 30. Oktober, um 19.30 Uhr vorgestellt wird. Wer das nicht mehr erwarten kann: Es ist ab sofort im Handel in einer Auflage von 500 Stück und kostet 19,50 Euro.