Fotografie Fotografinnenkollektiv rückt die Arbeit von Wuppertalerinnen in den Fokus

Ein Kollektiv aus fünf Frauen möchte die Fotografinnen Wuppertals mehr in den Fokus rücken – über eine Plattform auf Instagram

Das Fotografinnenkollektiv women_with_cameras_wtal: Sonja Wassermann (von links), Gaby Müller, Nicola Kullmann, Beate Klahold und Antje Clausmeyer.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal bietet für Fotografinnen und Fotografen einige beeindruckende Spots, manche auffällig, direkt zu entdecken, andere versteckt und erst bei genauerem Hinsehen auffindbar. Um den Arbeiten insbesondere hier lebender Fotografinnen eine Plattform zu bieten, haben sich fünf Frauen zu einem Kollektiv zusammengeschlossen. Über die Instagram-Seite women_with_cameras_wtal zeigen sie nicht nur eigene Fotografien und ihre Sicht auf Wuppertal, sondern geben auch den Frauen einen Raum, die ihnen folgen.

„Die Idee hatte ich aufgrund anderer Frauenkollektive, etwa aus Frankfurt und Wien. Zu den Frankfurterinnen habe ich einen ganz netten Kontakt und ich fand die Idee schön, so etwas auch in Wuppertal haben zu können“, erinnert sich Antje Clausmeyer. Zu Beate Klahold und Gaby Müller gab es bereits einen Kontakt über Instagram, auch gemeinsam auf sogenannten Photo-Walks waren die drei Frauen bereits unterwegs. Dabei treffen sich Menschen in einer Gruppe, um gemeinsam mit ihren Kameras durch die Stadt zu ziehen und mit oder ohne Motto nach Motiven suchen.

Kollektiv bietet Photo-Walks, Follower-Friday und Motto-Wochen

„Da haben wir das zum ersten Mal besprochen und haben über eine Rundmail erfragt, wer noch Lust auf so etwas haben könnte“, erzählt sie weiter. Aus den Rückmeldungen haben sie schließlich Sonja Wassermann und Nicola Kullmann gezielt angesprochen.

Im vergangenen Oktober war es dann so weit: Die fünf Frauen gründen ihr Fotografinnenkollektiv und mit ihm den Instagram-Account. Seither ist dieser auf über 850 Menschen gewachsen, die ihm folgen. Jeden Freitag gibt es den sogenannten „Follower-Friday“. Das Prinzip ist dabei einfach: Fotografinnen können den Account in ihren Beiträgen markieren. Aus den so eingesandten Fotografien wird dann zum Wochenende eine ausgewählt und die Fotografin, ihre Werke und ihr Account bei Instagram vorgestellt. Speziell für Frauen werden Photo-Walks angeboten, die sehr schnell ausgebucht sind.

„Wir wollen gezielt Frauen unterstützen, sie sichtbarer machen, denn sie sind in der Fotografie schlicht unterrepräsentiert“, erklärt Sonja Wassermann. Häufig werde Frauen weniger zugetraut, es gebe viel „Mansplaining“, was bedeutet, dass Männer Dinge (vor allem ungefragt) erklären, von denen sie denken, sie wüssten mehr davon als ihr weibliches Gegenüber. Häufig wird es als herablassend und bevormundend empfunden. Gerade als Kollektiv, als passende Plattform, stehen jedoch vor allem die gegenseitige Wertschätzung, die individuelle Kreativität und die Werke im Vordergrund – und für die gibt es viel Zuspruch, von allen Geschlechtern.

Je eine Woche lang betreut eine der fünf Frauen den Account. „Das ist schon viel Arbeit, kostet Energie und Zeit“, sind sich alle einig: die Nachrichten zu sichten und zu beantworten, eigene Posts zu machen und die Fotografin für diese Woche auszuwählen – das alles neben dem regulären Job und dem (Familien-)Alltag. Dennoch mache es vor allem Spaß, die Unterstützung untereinander ist groß. „Ich denke, es funktioniert auch deshalb so gut, weil wir sehr gut zusammenpassen und es sehr einfach zwischen uns ist“, bemerkt Nicola Kullmann

„Gelegentlich schreiben wir auch gezielt Frauen an, die wir dann fragen, ob wir ihre Werke vorstellen dürfen“, sagt Antje Clausmeyer. Denn nicht alle kommen aktiv auf das Kollektiv zu, aber die Fotos sind irgendwie aufgefallen. Deshalb ist die Kernaussage des Kollektiv auch: „Traut euch einfach – wenn man dahinter steht, ist doch alles super“, sagt Nicola Kullmann. „Und lasst euch nicht einschüchtern. Fotografie entwickelt sich, verändert sich. Und gemeinsam können wir viel lernen, etwa wenn andere Blickwinkel eingenommen werden“, ergänzt Gaby Müller.

Auch wenn bereits viel zu tun ist, würden die fünf Frauen sich wünschen, in Zukunft eine Ausstellung organisieren zu dürfen – mit den Werken von Fotografinnen aus Wuppertal. Was dazu fehlt, ist ein passender Raum.