Ausstellung Nierentische und schräge Regale

Köln · Das Museum für angewandte Kunst in Köln präsentiert 34 Designpositionen zum Nachlesen und zum Anschauen.

Schräge Regale und XXL-Zimmerpflanzen als stachlige Garderoben gibt es in der Schau zu bewundern.

Foto: WZ/Eppinger

Design begleitet die Menschen durch das ganze Leben. Die einen verehren ihr schickes neues iPhone, die anderen geben viel Geld für trendige Sneaker aus. Man sitzt und schläft im Design oder saugt damit auch schon mal die Wohnung. Selbst beim Essen und Trinken spielt Design wie beim Besteck oder beim Geschirr oft eine wichtige Rolle.

Vom kommenden Samstag bis zum 27. Januar vereint „34 x Design“ internationale Highlights der Designsammlung des Museums für Angewandte Kunst Köln – Makk in einer Ausstellung und spiegelt den Geschmacks- und Technologiewandel in nahezu 100 Jahren Designgeschichte wider: vom „Rot-Blauen-Stuhl“ Rietvelds (1918) bis hin zum 3D-gedruckten „Generico Chair“ aus dem Jahre 2014.

Ein Designbuch für
Kinder und Jugendliche

Anlass für die neue Schau ist die Veröffentlichung des neuen Designbuchs „Überall Design und wir mittendrin“. „Kein Schnickschnack!“, „Klack-klack-pling!“, „Ganz schön schräg!“, „Der hat ’nen Vogel!“: dies sind einige der 34 Kapitelüberschriften, die von den Highlights des 20. und 21. Jahrhunderts erzählen.

Dazu gehört ein US-Staubsauger von 1940 mit dem Namen „President“, der mehr an eine Rakete erinnert als an einen praktischen Haushaltshelfer. Von Eero Aarnio stammt der Ball aus dem All – eine Sitzkugel, die in den 60er Jahren geschaffen wurde. Und als große, grüne XXL-Zimmerplatze erscheint die Garderobe Cactus von Guido Drocco und Franco Mello aus den 70ern.

Auch ein iMac-Computer hat den Weg in die unterhaltsame Lektüre sowie in die Schau gefunden. Weitere Klassiker im Buch und im Museum sind Marcel Breuers Freischwinger „B34“ (1928), Ludwig Mies van der Rohes „Barcelona Chair“ (1929), Wilhelm Wagenfelds Salz- und Pfefferstreuer-Set „Max und Moritz“ (1952) oder Perry A. Kings Reiseschreibmaschine „Valentine“ (1968).

Dem Museum geht es dabei nicht nur um einzelne Designer und Objekte, sondern um Exponate, die bestimmte Stile und Positionen vertreten und veranschaulichen können. Dazu gehört auch ein aufwendig gefertigter zweigeschossiger Nierentisch aus den 50er Jahren. Die eigene umfangreiche Sammlung sei der Ausgangspunkt der Schau, die die nationale und internationale Designgeschichte abbilden will.

Mit humorvollen Illustrationen und sachlichen, aber in leichter Sprache verfassten Texten, richtet sich das Designbuch an Kinder und Erwachsene und liefert Informationen zu den Objekten, aber auch zu deren Gestalterinnen und Gestaltern. Ergänzend zum Buch bietet die neue Jugendseite „superMAKKx“ der Museums-Webseite (www.makk.de) Videos, Bildmaterial und Basteltipps.

Mit einem kostenlosen App-Guide können die Objekte mit Audio- und Leseführungen erschlossen werden: von Kindern für Kinder als Hörspiel inszeniert oder von den bekannten Schauspielern Stefko Hanushevsky und Svenja Wagner für Erwachsene beziehungsweise mit zusätzlichen Audiodeskriptionen für sehbehinderte und blinde Besucherinnen und Besucher eingesprochen.

Mit dem neuen Designvermittlungspaket hat das Makk zumindest im deutschsprachigen Raum die Nase ganz weit vorne. Denn ein solches Designbuch für den Nachwuchs hat es hierzulande noch nicht gegeben. Das ist in Skandinavien ganz anders, wo die Demokratisierung des Designs bereits in den 50er Jahren begonnen hat. Das Buch kostet im Museum 12.80, im Buchhandel 14.95 Euro.

Ein Vermittlungspaket
mit App, Schau und Buch

Es ist als Paket mit der App und der Schau in einer Kooperation des Museums und des Kölner Museumsdienstes entstanden. Die drei Apps sollen künftig auch in englischer Sprache zur Verfügung stehen. Beim Museumsdienst gibt es im Programm zudem weitere verschiedene Angebote in Sachen Design wie das Space Design oder der Bau von Pappmöbeln.

Das Kölner Makk besitzt mit seiner international renommierten Sammlung eine der qualitätvollsten und größten Kollektionen Europas. Fast alle bedeutenden Designerinnen und Designer sind mit repräsentativen Arbeiten vertreten. 2005 wurde die Sammlung durch die exzellente und äußerst umfangreiche Stiftung von Prof. Richard G. Winkler wesentlich erweitert.

Neben nordamerikanischem und westeuropäischem Design des 20. und 21. Jahrhunderts enthält die Sammlung Winkler hochkarätige Werke der Bildenden Kunst. Vor zehn Jahren, am 31. Oktober 2008, wurde daraufhin die Abteilung „Kunst + Design im Dialog“ mit neuem und bis heute in Europa einzigartigem Konzept eröffnet – Design wird nicht isoliert, sondern in Dialog mit Werken der Bildenden Kunst ausgestellt, also Mondrian und Rietveld.

Termin: Am kommenden Wochenende, 27. und 28. Oktober, feiert das Makk den Start der Ausstellung und der neuen Vermittlungsformate und gewährt Besuchern freien Eintritt ins Museum. Dort ist unter anderem auch die Andy-Warhol-Schau frei zugänglich. Zudem gibt es ein Workshop- und Führungsprogramm für klein und groß. Der Verkauf der Designbuchs startet am Samstag.

Service: Makk, An der Rechtsschule 2, Öffnungszeiten: Di-So 10-18 Uhr, der Eintritt zur Ausstellung „34 x Design“ ist frei.