Köln-Premiere Menschen so genial wie verrückt

Am kommenden Freitagabend präsentiert Comedian Dave Davis sein neues Programm dem Publikum im Kölner Gloria.

Dave Davis feiert am 26. Oktober mit „Genial verrrück“ im Gloria Köln-Premiere. Foto: Stephan Pick

Foto: Stephan Pick

Dave Davis: Man fragt sich bei jedem Programm, ob das Sinn macht, und ob das beim Publikum funktioniert. Da gibt es das kreative Kind in mir, das immer zuversichtlich ist, und den Zensor, der grundsätzlich alles schlecht findet. Aber ich kenne inzwischen meine Schreibqualitäten und weiß, was funktioniert. Was ich nicht mag, ist die Unterscheidung zwischen Comedian und Kabarettist, die eigentlich nur hierzulande gemacht wird. Ich sehe mich als Entertainer, über den man lachen kann und versuche dem Publikum immer einen bunten Blumenstrauß zu bieten.

Wie entsteht ein neues Programm?

Davis: Indem ich mit offenen Augen durch die Welt gehe, Zeitung lese und mich für das Weltgeschehen interessiere. Da erlebt man Menschen, die so genial wie auch verrückt sind. Dazu gehören für mich Frauen, die sich die Augenbrauen abrasieren, umsich diese später wieder aufzumalen oder tätowieren zu lassen – schön ist das nicht.

Wie politisch ist Ihr Programm?

Davis: Es ist merkwürdig, dass sich die Menschen in einem so reichen Land wie Deutschland dem Weltuntergang immer so nahe fühlen und ständig darüber jammern. In Afrika würde man das ganz anders empfinden. Aber hier hat man Schwierigkeiten auf einem ganz hohen Niveau. Da ist man anfällig, wenn Parteien mit einfachen Lösungen in einer komplexen Welt antreten. Da sind die Schuldigen mit Flüchtlingen und Migranten schnell gefunden. Dabei gibt es doch viel wichtigere Dinge wie zum Beispiel bezahlbaren Wohnraum oder die Altersarmut. Daran sollten Politiker wie der Seehofer mal arbeiten.

Was fühlen Sie, wenn Sie Szenen wie in Dortmund oder Chemnitz sehen?

Davis: Das, was dort und an anderen Orten passiert, ist für mich schon besorgniserregend. Da erkennt man bei den Verantwortlichen oft wenig Gespür und Sensibilität, wie auch die Aussagen des früheren Verfassungsschutzpräsidenten und die Reaktionen in der Politik auf seine Aussagen deutlich gezeigt haben. Auch in Dortmund hatte man das Gefühl, dass die Obrigkeit auf dem rechten Auge blind ist. Die sollte man mal besser zum Optiker schicken. Kritisch sehe ich auch teilweise die Berichterstattung zu den Geschehnissen in der Kölner Silvesternacht, die zur Wende in der Migrationspolitik geführt haben. Da wurde meiner Meinung nach nicht das wiedergegeben, was wirklich passiert ist.

Haben Sie selbst auch schon Erfahrungen mit Rassismus gemacht?

Davis: Nein, eigene rassistische Erfahrungen gab es bei mir bislang nicht. Aber wenn ich in einer Stadt wie Chemnitz leben würde und die Erfahrungen gemacht hätte, würde ich von dort wegziehen, weil das nicht „mein“ Deutschland ist. In Köln und weiten Teilen des Landes ist das zum Glück etwas anders. Grundsätzlich bin ich auch ein Mensch, der dem Leben immer nur das Positive abgewinnen will.

Dabei hat sich die Welt schon deutlich geändert.

Davis: Ja, früher wäre es undenkbar gewesen, dass Rentner mit Jeans unterwegs sind. Da war diese Zielgruppe bei der Werbung nicht vorhanden. Es gab alte Menschen, aber keiner wusste, woher die kommen. Heute hat man Rentner als wichtigen Wirtschaftsfaktor entdeckt und schon tauchen alte Menschen auch in der Werbung auf. Das gilt in Zeiten der großen Beliebtheit des US-Basketballs und anderer Sportarten aus den Staaten auch für Schwarze. Wenn man sieht, wie bunt es in der deutschen Nationalmannschaft zugeht, fragt man sich, warum das in den Büros und im Supermarkt nicht genauso reibungslos funktioniert.

Sie sind inzwischen auch im Karneval unterwegs.

Davis: Eigentlich hatte ich den Toilettenmann Motombo als Kunstfigur aus meinem Programm aussortiert. Es war eine tolle Reise, aber auch eine Herausforderung ohne diese Figur auf Tour zu gehen. Allerdings habe ich schnell erkannt, dass Motombo im Karneval extrem gut bei den Leuten ankommt und habe ihn deshalb für die Session wieder zurückgeholt und reaktiviert.

Wie schwer war es, in den Karneval reinzukommen?

Davis: Anfangs war das nicht gerade einfach, da muss man sich erstmal mit vielen anderen Leuten bei den Vorstellabenden präsentieren. Aber es hat gut funktioniert. In der ersten Session hatte ich 30 Termine, aktuell werden es etwa 140 sein. Mein Glück ist, dass es in Köln und der Region einen Rednermangel gibt.

Wie feiern Sie selbst Karneval?

Davis: Als kleiner Junge habe ich den Karneval wie alle anderen auf der Straße gefeiert. Dass es da auch Sitzungen gab, war mir nicht bewusst. Lustig ist die Geschichte mit den Kamelle. Meine Familie stammt aus Uganda und in der Sprache dort heißt Essen Mele, so sind Kamelle als Verniedlichung ein Esschen, was ja auch stimmt.

Service: Dave Davis im Gloria, Apostelnstraße 11, 19.30 Uhr. Einen weiteren Termin gibt es am 29. November um 20 Uhr im Düsseldorfer Savoy Theater.