Interview Auf großer Welttour durch Köln

Aktuell präsentieren Querbeat ihr neues Album „Randale & Hurra“ in fünf Kölner Hallen und Clubs. Im November ist die Band zu Gast bei den Leverkusener Jazztagen.

Aktuell sind Querbeat auf ihrer „Welttour“ durch fünf Kölner Hallen und Clubs. Archivf

Foto: kuenster

Andy Berger: Das ist ziemlich spannend für uns – im Gebäude 9 und in der Kantine haben wir noch nie gespielt, im E-Werk hatten wir noch kein eigenes Konzert. Es ist eine echte World-Tour vom kleinen Club wie dem Gebäude 9 bis in die große Halle des Palladiums. Auch das Gloria ist dabei, wo wir bereits viel Spaß gehabt haben. Die Tickets waren binnen kürzester Zeit ausverkauft, womit wir nicht gerechnet hätte. Die Leute scheinen wirklich Lust auf unsere Welttour zu haben, die es in der Form in Köln wohl noch nie gab. Für unsere Techniker ist das eine echte Herausforderung – allein ein passendes Bühnenbild für alle fünf Stationen zu finden, war reichlich schwer.

Sie waren in dem Jahr schon auf dem Summerjam und bei Parookaville. Jetzt stehen am 18. November die Leverkusener Jazztage an.

Daniel Breidenbach: Man sieht, dass wir als Band überall funktionieren. Der Kontakt zu den Jazztagen ist nach einem Konzert im Opladener Scala entstanden. Danach kam die Anfrage für das Festival ganz spontan zwischen Tür und Angel. Wir sind gespannt, was uns jetzt im Leverkusener Forum erwartet. Die Beziehung zum Jazz ist aber da. Viele von uns haben Jazz studiert und wir sind ja mal als Big Band gestartet. Und wir machen alle Musik ganz unabhängig vom Genre, das ist unsere Sprache.

Beim neuen Album gab es viele Überraschungen.

Berger: Ja, da haben wir nichts ausgelassen. Wir sind zu Aufnahmen nach Amsterdam gefahren und auf der Rückfahrt ist unser geliebter Band-Bully ausgebrannt – mit fast allem, was wir vom neuen Album hatten. Nur ein Notizblock von Jojo mit Anmerkungen zu den neuen Songs ist übriggeblieben. Außerdem mussten wir am Abend ein Konzert absagen, weil auch unsere Instrumente verbrannt waren. Das kommt bei uns eigentlich so gut wie nie vor. Aber es hat auch die Band zusammenschweißt und die Ideen in den Köpfen waren noch da, so dass wir von Neuem beginnen konnten. Das hat die Songs noch besser gemacht. Und das Wichtigste war ja, dass niemand verletzt worden ist.

Sie sind seit 18 Jahren als Band am Start und haben immer noch den Ruf der Newcomer. Wie kommt das?

Breidenbach: Vielleicht kommt das daher, dass wir uns immer wieder neu erfinden, weil wir uns weiterentwickeln möchten. Es gibt immer wieder neue Einflüsse und Ideen. Wir machen das, womit die Leute bei uns nicht rechnen. So bleiben wir und unsere Musik frisch. Es ist uns sehr wichtig, kreativ sein zu können und nicht stehenzubleiben.

Was hat sich beim neuen Album verändert?

Berger: Die Produktion und das Songschreiben sind moderner geworden. Das Schreiben wird auch immer besser, weil man mit der Zeit reifer wird und sich entwickelt. Das hört man den neuen Songs auch wirklich an.

Haben Sie irgendwann auch die Arena und das Stadion im Visier?

Breidenbach: 2017 konnten wir dreimal das Palladium als ausverkauft melden. Das entspricht wohl mengenmäßig der Arena. Aber aktuell sind wir zufrieden und leben von der Energie, die ein Club wie das Gebäude 9 mit sich bringt. Außerdem mögen wir den nahen Kontakt zu den Fans.

Im Karneval sind Sie besonders nahe am Publikum.

Berger: In den Karneval zu gehen, war nie unser Plan. Das hat sich einfach so ergeben. Auch da finden die Leute das gut, was wir machen. Das sind für uns zwei verschiedene Welten und wir freuen uns über die Abwechselung, die das mit sich bringt. Die Leute wollen einfach feiern und da sind wir wohl die richtige Band. Wenn die Session losgeht, sind wir sofort in diesem Kosmos drin. Inzwischen sind wir zehn Jahre in den Sälen unterwegs und in der neuen Session haben wir 180 Auftritte jeweils à 25 Minuten.

Es gibt aber nicht nur das Rheinland für Querbeat. Inzwischen sind Sie in Berlin und Hamburg genauso unterwegs wie in Österreich und der Schweiz.

Berger: In den Nightliner einzusteigen und loszufahren, hat etwas von einer Klassenfahrt und darauf freuen wir uns jedes Mal riesig. 2019 wird es unsere dritte große Tour geben. Und die Nachfrage ist gut – in München haben wir zum Beispiel vor 2000 Leuten gespielt. Da muss man wirklich dankbar sein als Band. Mit der Tour können wir das Kölner Gefühl in andere Städte bringen.

Köln ist für die Bonner Band inzwischen zum Mittelpunkt geworden.

Breidenbach: Ja, die meisten von uns leben inzwischen in Köln. Aber auch aus dem Bergischen kommen die Bandmitglieder in unser Studio und die Bandzentrale in Köln.

Wie kam der Titel „Randale & Humor“ zustande?

Berger: Es geht um unsere Generation, die einerseits viel erleben und feiern will, die aber anderseits auch mal den kleinen Spießer rauslässt, der seine Ruhe will. Es ist wie ein Zwiespalt in einem selbst. Das findet sich im Titelsong genauso wie in den anderen Liedern wieder. Man geht abends groß feiern, muss aber am nächsten Morgen wieder früh zur Arbeit. Man ist gerne Praktikant, träumt aber auch von einer Festanstellung. Es geht heute aber auch darum, dass man in der aktuellen, schwierigen Situation nicht zu faul sein darf, um auf die Straße zu gehen. Aktuell muss man den Mund aufmachen und Haltung zeigen. Das versuchen wir als Musiker in unseren Songs zu tun, um unserer Verantwortung gerecht zu werden.

Termine: 18. November, Forum Leverkusen (Jazztage), 1. Dezember Bonn, Telekom Dome, 28. März Oberhausen, Turbinenhalle, 29. März, Krefeld, Kulturfabrik und 17. April Köln Palladium.