Burscheid Alt-Bürgermeister Kahrl: Mit 71 Jahren noch im Dienst der Stadt
Alt-Bürgermeister Hans Dieter Kahrl ist sieben Jahre nach Amtsende noch Mitarbeiter im Rathaus. Er traut jährlich bis zu 25 Paare.
Burscheid. 240 Kilometer muss Alt-Bürgermeister Hans-Dieter Kahrl mit dem Auto fahren, wenn er seinen alten Arbeitsort aufsuchen und danach wieder in die Heimat fahren möchte. 120 Kilometer beträgt nämlich die Entfernung zwischen Burscheid und seinem Wohnort Uedem am Niederrhein. 20- bis 25-mal im Jahr macht er diesen Ausflug — weil er als 71-Jähriger immer noch einen Vertrag als Mitarbeiter der Stadt hat.
Reflexartig mag da jeder sofort denken: Dann muss es sich ja lohnen. „Das läuft im Grunde auf eine Fahrtkostenerstattung hinaus“, erwidert Kahrl im Gespräch mit dem Bergischen Volksboten. Und er ergänzt, worum es ihm wirklich geht: „Ich mache das, weil es mir Spaß macht.“
An diesem Wochenende ist Hans Dieter Kahrl allerdings nicht für seinen alten „Arbeitgeber“ tätig, sondern er ist zu Besuch in Berlin, bei seinem Enkelkind. Doch an einem Gespräch in die Stadt, in der er fast zwölf Jahre mit großer Leidenschaft Bürgermeister war, ist er wie immer interessiert. Auch die neuesten Nachrichten kennt er aus „seiner“ ehemaligen Gemeinde. „Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu den Burscheidern“, sagt er und begründet damit seine Tätigkeit auch heute noch für die Verwaltung an der Höhestraße.
Tatsächlich führt in diese Tätigkeit ganz nah an die Menschen heran, dort wo er immer gerne war. Denn der ehemalige Bürgermeister ist auch gelernter Standesbeamter. Zumindest hat er einst einen entsprechenden Lehrgang dafür in Bad Salzschlirf auf der dortigen Akademie für Personenstandswesen besucht. Seitdem darf er Menschen trauen, tat das auch schon während seiner Amtszeit als Verwaltungschef in Burscheid.
Insbesondere seien es beispielsweise alte Kontakte in die Sportszene, die ihn heute wieder auf den Plan riefen. Jugendhandballer der Panther unter anderem, die jetzt im heiratsfähigen Alter seien und nun von ihm getraut werden wollten. Und viele Anfragen, die bei Bürgermeister Stefan Caplan auf dem Tisch landeten, würden an ihn weitergegeben. Caplan nämlich darf nicht trauen. Und da sei auch noch das Tagesgeschäft: Vertretungen für die Burscheider Standesbeamtin Carola Preuß, wenn sie oder ihre beiden Kollegen verhindert seien. Den Bund der Ehe schließt Kahrl dann zumeist in der Lambertsmühle oder auf Gut Landscheid. Das seien die beiden Orte, an denen sich Burscheider am häufigsten trauen ließen.
In nur einem Fall scheiterte eine Trauung übrigens bei Hans Dieter Kahrl. „Ich möchte doch nicht“, gibt der 71-Jährige die Worte der Frau wieder, die zwei Wochen vor der standesamtlichen Hochzeit „kalte Füße“ bekam. Kahrl: „Zwei bis drei Jahre später kam sie noch mal auf mich zu und fragte mich, ob ich sie trotzdem noch trauen wolle.“ Diesmal allerdings hatte sie sich einen anderen Partner ausgesucht — und alles ging glatt.