Altenzentrum: Mit Kunst und Kreativität gegen die Sprachlosigkeit

Der Skulpturenpark des Evangelischen Altenzentrums wächst. Schüler der Realschule helfen kräftig mit.

Burscheid. Ernst Mrozek reckt ein Hufeisen in die Höhe, kurz zuvor hatte er noch schnell zwei alte Hufnägel mit einer Zange entfernt. Mrozek ist 73 Jahre alt. Neben ihm sitzt Hilal und malt eine Flagge. Sie ist 14. Und die beiden Schülerinnen neben ihr, die an einem Modellflugzeug basteln, sind auch in der achten Klasse. Gemeinsam arbeiten Jung und Alt an einem Projekt der Zukunftsinitiative Burscheid.

Den Ton in diesem fröhlichen Durcheinander gibt Christa Engstenberg an. Sie ist Lehrerin an der Evangelischen Realschule Burscheid und mit ihrem Fremdsprachenkurs der achten Klasse zu Gast im Luchtenberg-Richartz-Haus. Dort arbeiten Schüler und Rentner zusammen an einem Projekt: dem Lebensbaum.

Unter Anleitung von Künstlerin Arinya Berges entsteht dieser als neuestes Ausstellungsstück für den Sinnes-Garten des Altenzentrums. „Gestern war die Atmosphäre nahezu meditativ“, beschreibt sie die Zusammenarbeit der Generationen. Berührungsängste — Fehlanzeige. „Wir setzen der Sprachlosigkeit Kreativität entgegen“, erklärt die 49-jährige Künstlerin.

Denn während sich manche der Bewohner im Evangelischen Altenzentrum immer mehr in sich selbst zurückziehen und auch Jugendliche in der Pubertät häufig wortkarg werden, ist die Kunst für beide Gruppen eine Art Sprache. „Beide Seiten werden offener“, sagt Berges. Die Kunst dient als Brücke, pflichtet Martina Krause bei.

Krause ist Quartiermanager der Burscheider Zukunftsinitiative. Die 31-Jährige begleitet die Projekttage. Fünf bis sechs Bewohner aus dem Altenzentrum machen mit. Während sie gemeinsam mit den Schülern Äste bunt bemalten, machen sich Robin und Mehmet fertig, um mit Wolfgang Hagenbeck im Skulpturenpark ein Loch zu bohren. „In das soll der Lebensbaum gesteckt werden“, erklärt der Zweite Vorsitzende des Freundes- und Fördervereins Luchtenberg-Richartz-Haus.

Gemeinsam mit seinem vierjährigen Enkel Eike und den beiden Schülern zieht er los — den Lebensbaum im Schlepptau. Währenddessen hält Arinya Berges eine weiße Plastikfigur in die Höhe: „Ich habe hier noch ein Pferd, das wir bemalen können für den Lebensbaum.“ „Oh ja, in Pink“, rufen die beiden Mädchen, die gerade noch an einem Flugzeug gearbeitet haben, unisono.

Dass das gemeinsame Projekt gut ankommt — bei den Jugendlichen und den Senioren — ist an den vielen liebevoll bemalten Einzelstücken zu erkennen, die innerhalb nur eines Tages angefertigt wurden. Es sind viele bunte Äste, die zeigen sollen, dass auch die Menschen unterschiedlich sind. Weitere Details wie Hilals Flagge, Ernst Mrozeks Hufeisen oder auch Pferd und Flugzeug sind Symbole all dessen, was Schüler und Rentner in ihren Leben bisher erlebt haben. Am 24. Mai wird ihre gemeinsame Skulptur dann der Öffentlichkeit präsentiert.