Aus Rolltreppen werden Rutschen

Der Ebertplatz wird beim Konzept zur Zwischennutzung künstlerisch neu gestaltet.

Köln. Eine Rolltreppe, die stillsteht, ist eigentlich ein Ärgernis, aber es gibt auch Ausnahmen. Das gilt künftig für die acht Rolltreppen am Ebertplatz, die jetzt von Künstlerteams neu gestaltet werden. Da verwandeln Anika Neubauer, Berk Asal und Michael Maginess eine Rolltreppe in eine Rutschbahn und nennen das Ganze „Silver Surfer“.

Foto: Stephan Eppinger

Bei Maria Wildeis und Andreas Gehlen erinnert die Rolltreppe an ein surreales Gemälde von Salvador Dalí - geschaffen wird die Skulptur „Muddy Moves“ aus Beton und Teer. Bei Vera Drebusch und Evamaria Schaller wird aus der kaputten Rolltreppe ein schlauchartiger verspiegelter Leuchtkörper. Eine begehbare Skulptur aus Holz, die sich über die Rolltreppe erhebt, und die einen neuen Überblick über den Ebertplatz ermöglicht, ist das Werk von Oliver Kruse. Zur neuen Aussicht geht es nur über den Untergrund.

Spannend ist auch die interaktive Treppe von Roman Jungblut und Claus Daniel Herrmann - gesteuert durch Sensoren tritt die Treppe mit Lichtern und Klängen in eine Kommunikation mit den Menschen, die auf ihr unterwegs sind. Wie ein Raumschiff, das in den Untergrund rauscht, wirkt die Plastik „Gatecrash“ von Sandy Craus und Sebastian Hahn. Mit zwei Spiegeln verbinden Matthias Hoffmann, Tim Panzer, Jan Rothstein und Wiebke Schlüter den Untergrund mit der Straßenebene. Bei Iren Tonoian und Martin Kaltwasser wird die Rolltreppe zum Sportgerät und regt mit ihrem Barren zu körperlichem Einsatz an.

Im Zuge einer Ausschreibung hat eine Jury aus 53 Bewerbungen aus ganz Europa acht künstlerische Konzepte zur Bespielung der 2004 stillgelegten Rolltreppen am Ebertplatz ausgewählt.

Im März wurde vom Stadtrat das Zwischennutzungskonzept „Interim Ebertplatz“ (2018 bis 2020) beschlossen. Darin wurden Ergebnisse und Ideen aus den „Ideenschmieden“ für eine Belebung und Zwischennutzung des Ebertplatzes zusammengefasst und mit dem nötigen Budget hinterlegt.

Ziel des Konzepts, hinter dem auch viele ansässige Initiativen und die freien Kunsträume — die sogenannten Pionierpartner — und verschiedene städtische Ämter stehen, ist eine Ausweitung der Aktivitäten zur Belebung des Platzes und eine intensivere gesellschaftliche Teilhabe am zentralen Platz in der Kölner Innenstadt.

Die öffentliche Ausschreibung des Kulturamtes zur Gestaltung der sechs Rolltreppen an fünf Ab- und Aufgängen richtete sich an Künstler, Architekten, Designer, Kuratoren und künstlerische Kollektive. Insgesamt werden für das Projekt von der Stadt 150 000 Euro investiert. Realisiert werden sollen die acht Entwürfe nach und nach bis zum Jahr 2020.

Damit erhält der Ebertplatz, der nach einer tödlichen Messerattacke als Angstraum bundesweit in die Schlagzeilen geraten war, nach der Wiederinbetriebnahme der wasserkinetischen Plastik von Wolfgang Göddertz weitere Attraktionen. Die ersten drei Kunstwerke sollen bis spätestens zum Jahresende realisiert werden. Das erste könnte die hölzerne Aussichtsplattform im Oktober sein. Weitere Infos unter:

unser-ebertplatz.de