Berauschende Natur
Hanf auf der Ziegeleiloch-Insel.
Burscheid. Das Ziegeleiloch in Hilgen ist trotz seiner etwas nüchtern klingenden Bezeichnung seit Jahren ein wirklich beschaulicher Ort. Eine reichhaltige Vogelwelt hat hier ihr Zuhause, die Natur steht unter Schutz — kurzum: ein Flecken Erde, um zur Ruhe zu kommen und sein Bewusstsein zu weiten für die Schönheit des Lebens.
Das mag sich sich auch ein unbekannter Marihuana-Freund gedacht haben, der dem berauschenden Naturerlebnis auf illegalem Wege noch ein bisschen mehr Farbigkeit verleihen wollte. Auf der Insel mitten im See hatte er jedenfalls zehn Cannabispflanzen deponiert — offensichtlich in dem Glauben, dass sie dort mit Sicherheit von unliebsamen Blicken verschont bleiben würden.
Dabei hatte der gechillte Zeitgenosse aber die Rechnung ohne den geballten ornithologischen Sachverstand gemacht, der sich regelmäßig an dem Grundwassersee versammelt. Ein Vogelfreund entdeckte nämlich vor zwei Wochen bei seinen Beobachtungen via Fernglas die ortsfremden Pflanzen und informierte umgehend die Polizei.
Die Streifenbeamten standen, wie am Montag behördlicherseits auf Anfrage bestätigt wurde, am Abend dann etwas hilflos am Ufer und kehrten zunächst unverrichteter Dinge wieder um. Ihre Anzeige ließ die Drogenermittler aber nicht eher ruhen, bis sie mit einem Schlauchboot des Technischen Hilfswerks auf die Insel übergesetzt und die Cannabisgewächse beschlagnahmt hatten.
Uns fehlt zwar der Sachverstand, um verlässliche Aussagen über das Flugverhalten von Vögeln nach versehentlichem Cannabis-Konsum treffen zu können. Als relativ gesichert darf aber die Vermutung gelten, dass der ursprüngliche Besitzer der Hanfpflanzen, so er die Insel seither noch einmal aufgesucht hat, eher ernüchtert gewesen sein wird. Nicht auszuschließen, dass er dem Eiland voll Enttäuschung mit den Worten den Rücken gekehrt hat: „Das Ziegeleiloch kannst du doch in der Pfeife rauchen.“