Boogie-Woogie an der Orgel
Der gerade verstorbene Komponist Karlheinz Stockhausen besuchte einst die Burscheider Bürgerschule.
Burscheid. Er war mit Sicherheit der berühmteste Schüler der Burscheider Bürgerschule: Karlheinz Stockhausen, der weltweit bekannte Klang-Pionier der Neuen Musik ist am 5.Dezember in seinem Wohnort Kürten-Kettenberg gestorben. Geboren war er am 22. August 1928 in Mödrath; die Familie wohnte in der alten Schule in Blecher.
Ansonsten war der Schüler Karlheinz Stockhausen, obwohl "etwas eigenwillig", eher unauffällig: "Er machte nichts." Das bestätigt auch sein ehemaliger Mitschüler Leo Juffern, Jahrgang 1927: "Er war ein recht netter, unauffälliger Kerl, der später so schwere Musik geschrieben hat. Nach dem Krieg habe ich nichts mehr von ihm gehört, nur dass er in Kürten wohnte." Eine andere Quelle weiß zu erzählen, dass Stockhausen seine Schulkameraden einmal ungeheuer beeindruckt habe: Er habe sie in den Altenberger Dom eingeladen und dort auf der Orgel einen Boogie-Woogie gespielt.
Karlheinz Stockhausen verließ die Burscheider Bürgerschule frühzeitig, ging nicht, wie seine Mitschüler, ans Gymnasium in Opladen, um dort das Abitur zu machen. Günter Vogelsang verlor ihn aus den Augen. Erst viel später, als er im Radio eine Reportage über das Tonstudio des WDR hörte, nahm er den Kontakt wieder auf. Man schrieb sich zu Geburtstagen und Stockhausen schenkte ihm Bücher und CD’s. Gehört hat er davon allerdings nur eine, "konventionelle Musik ist mir lieber".
1984 kam es noch einmal zu einem Kontakt Stockhausens mit Burscheid. Der damalige Vorsitzende der Musicalischen Academie, Wolfgang Mettlach, sprach den schon weltberühmten Künstler an, ob er für das 175-jährige Jubiläum des Orchesters 1987 eine für ein Laienorchester spielbare Komposition schreiben könne. Stockhausen war "sofort Feuer und Flamme" und berichtete, er habe ja selbst als Schüler in der Academie mitgespielt. Als Zeichen seiner Verbundenheit schenkte er dem Vorsitzenden und der Academie eine Schallplattenaufnahme seines Werkes "Atmen gibt das Leben..." mit persönlicher Widmung.
Aus der geplanten Zusammenarbeit ist dann jedoch nichts geworden, das von Stockhausen geforderte Honorar überstieg bei weitem die Möglichkeiten der Academie. Der Kontakt blieb jedoch weiter bestehen und bis zuletzt flossen Informationen über neue Werke und Konzerte nach Burscheid.
Karlheinz Stockhausen wird als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten in die Geschichte eingehen - eine schillernde und umstrittene Persönlichkeit, an der sich die Geister schieden.
Am 13. Dezember wurde er in Kürten beigesetzt.