Brand im Umspannwerk legt die ganze Stadt lahm

Drei Stunden fällt der Strom komplett aus. Auch Witzhelden, Leichlingen und Odenthal sind betroffen.

Burscheid. Es ist kurz nach 9 Uhr am Dienstagmorgen, als plötzlich wie durch Zauberhand alle Straßenampeln im Stadtgebiet ausfallen. Und nicht nur das: In den Geschäften geht das Licht aus, beim Zahnarzt stellen die Bohrer die Arbeit ein, die Kassen bei Banken und Supermärkten fallen aus. Die ganze Stadt steht ohne Strom da. Auch aus Leichlingen, Witzhelden und Teilen von Odenthal dringt nach und nach die Kunde von Stromausfällen durch.

Erst eine Dreiviertelstunde später scheint klar, wo die Ursache liegt. Aus dem Gebäude am Umspannwerk in der Bürgermeister-Schmidt-Straße dringt Qualm nach außen. Die Feuerwehr rückt mit drei Löschzügen an und sorgt mit einem Lüfter für bessere Sicht im Inneren. Aber der Löschangriff bleibt noch aus. Erst sollen die Experten der RWE-Tochter Westnetz und der Energieversorgung Leverkusen (EVL) eine Gefahreneinschätzung abgeben.

Schließlich entscheidet Einsatzleiter Klaus Kopisch, den CO2-Löscher der Werkfeuerwehr von Federal-Mogul anzufordern. Beim Einsatz von Schaum oder Wasser bestünde die Gefahr, die gesamte Schaltanlage zu zerstören.

Stattdessen wird der Raum gegen 10.30 Uhr mit 150 Kilogramm Kohlendioxid geflutet. Der Brandherd wird damit erstickt. Danach muss das gesamte Gebäude belüftet werden. Um 11.08 Uhr können endlich die ersten Techniker den Innenraum betreten.

Da sind nach Angaben von Igor Hradil, Sprecher des Energieversorgers Belkaw, Teile von Burscheid sowie Witzhelden, Odenthal und Altenberg schon wieder am Netz. Sie konnten über Umschaltungen von anderen Stromleitungen versorgt werden. Gegen 11.45 Uhr gehen in ganz Burscheid wieder die Lichter an.

Jetzt beginnt die Fehlerforschung. Zwar war eine Transformatorstörung von der Bürgermeister-Schmidt-Straße gemeldet worden, wo die 110 000-Volt-Leitung auf 10 000 Volt heruntergeregelt wird, ehe der Strom in die Versorgungsleitungen für die einzelnen Stadtteile fließt.

Aber der eigentliche Ausgangspunkt liegt offenbar an einem Eckgrundstück an der Kreuzung in Eichenplätzchen kurz vor Lungstraße. Dort war laut Belkaw bei Baggerarbeiten ein Stromkabel beschädigt worden. Es gab einen Kurzschluss und in der Folge verschmorte am Umspannwerk eine Sammelschiene, an der das beschädigte Stromkabel hing.

Die Schuldfrage wird sicher noch für viel Diskussionsstoff sorgen. Denn die Regressforderungen könnten erheblich ausfallen: Die Discounter und Supermärkte müssen wegen nicht mehr funktionierender Kassen schließen und mehrstündige Umsatzeinbußen hinnehmen. Bei der Kreissparkasse lässt man aus Sicherheitsgründen die Kunden nur nach Sichtkontakt in die Filiale, die Volksbank schließt komplett. Im Burscheider Bad ruht der Betrieb sogar für vier Stunden. Betriebsleiter Achim Borgmann entschädigt die Gäste, die gerade eingelassen worden waren, mit insgesamt 150 Freikarten.

Auch der Einzelhandel ist betroffen. Teilweise wird zwar auch im Dunkeln verkauft. Aber bei der Metzgerei Daun & Eickhorn beispielsweise fällt die Kühlung aus, das Geschäft wird während des Stromausfalls geschlossen. Auch die Imbisslokale können sich nicht auf den Ansturm der Hungrigen in der Mittagspause vorbereiten. Die Dönerspieße bleiben kalt.

Der Ampelausfall macht sich besonders an der Kanalbaustelle auf der B 51 in Hilgen bemerkbar. Dort bemühen sich Polizeibeamte, ein Chaos zu verhindern. Vernachlässigbar sind im Vergleich dazu die Probleme, die viele mit ihren Alarmanlagen haben. Bei der Drogerie Leo Becker heult die Anlage nach dem Ausfall und lässt sich nicht mehr abschalten. Bei den Bergischen Stuben bricht sie dagegen erst nach Wiederherstellung der Stromversorgung aus.