Bücherei kürt junge Vorleser
Wettbewerb: Neun Schüler lasen am Mittwoch vor der Jury in der Burscheider Stadtbücherei. Sieger gab es gleich zwei.
Burscheid. Draußen krächzen die Vögel, ein Lkw rauscht vorbei, irgendwo klingelt ein Handy. In der Stadtbücherei ist es mucksmäuschenstill. Kein Räuspern, keine Füßescharren. Die Mienen der Jurymitglieder sind verschlossen. Nur Vorlesepate Klaus Kotthaus kann sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Zum 13.Mal richtete die Stadtbücherei am Mittwoch den Vorlesewettbewerb für Grundschulen aus. Neun Schüler hatten ihre Lieblingsbücher mitgebracht. Ganz oben auf der Liste: die Romane um den Zauberlehrling Harry Potter von Joanne K. Rowling. Jaspar Paulus macht den Anfang, meldet sich mit einem zögerlichen: "Ja, hier bin ich." Dann nimmt er auf dem Lesesessel Platz. Ja, er sei ziemlich aufgeregt, gibt der Zehnjährige zu. "Aber wenn ich lese, vergeht die Aufregung."
Auch Jaspar hat sich Harry Potter ausgesucht, trägt das Kapitel, in dem der Zauberlehrling an einem Quidditch-Turnier teilnimmt wie ein Sportreporter vor. Nach drei Minuten fiept die Stoppuhr. Der nächste Vorleser ist an der Reihe.
Organisatorin Carla Siebert ist überrascht von dem Können der Viertklässler. Nein, mit dieser guten Leistung habe sie nicht gerechnet. "Die Schüler sind unheimlich konzentriert." Als die Viertklässler ihre Literatur eingereicht hätten, habe sie die eigene Auswahl überdenken müssen. Zum Vorlesewettbewerb gehört auch ein Fremdtext, der den Schülern unbekannt ist. "Das Buch, das ich vorgesehen hatte, war zu leicht." Siebert entschied sich für "Ein knochenharter Job" von Barry Jonsberg. Zumal die Hauptperson ein Junge ist und erstmals deutlich mehr Jungen am Wettbewerb teilnahmen als Mädchen.
Den Schülern macht die lässige Sprache des Textes sichtlich Freude. Die erwachsenen Zuhörer sagen: "Oh." Und lachen, als im Text ein Schimpfwort fällt. Am Ende kürt die Jury gleich zwei Sieger: Tatjana König von der Ernst-Moritz-Arndt Schule und Christian Linden von der Grundschule Dierath. Beide hatten sich gründlich auf den Wettbewerb vorbereitet, Tatjana ihr Buch daheim gleich mehrfach vom Anfang bis zum Ende gelesen: "Damit ich keinen Fehler mache." Enttäuschte Zweitplatzierte gibt es beim Wettbewerb nicht - das stellt Vorlesepate Klaus Kotthaus am Ende klar: " Dabeisein ist alles."