Burscheid: Kinderstube im Kirchturm
Raubvogel: Im Glockenturm der Kirche St. Laurentius nistet ein Turmfalkenpaar. Jetzt sind die Jungen geschlüpft.
Burscheid. Die Kinderstube liegt in schwindelnder Höhe. Mehrere Treppen und vierzig Stufen einer Stahlleiter muss Christoph Dürdoth emporklettern, um den Nachwuchs, der sich im Glockenturm der Kirche St. Laurentius eingenistet hat, zu besuchen.
Zufällig hat Dürdoth das Falkenpärchen, das zurzeit im Turm seine Jungen aufpäppelt, entdeckt: Am Fronleichnamstag läutet Gemeindemitglied Dürdoth die Glocken, als er über sich ein Fiepen hört. Dürdoth schaut nach und stößt auf vier flauschige, kleine und hungrige Turmfalkenküken.
Das war vor mehr als einer Woche. Seitdem hat der Nachwuchs täglich an Gewicht zugelegt. Dürdoth schätzt das Alter der Vögel auf zwei Wochen: "Ich bin allerdings kein Experte." Aber er hat sich schlaugemacht.
Bereits nach drei Wochen werden die Vögel das Körpergewicht eines ausgewachsenen Falken erreicht haben. Nach vier Wochen wächst das Gefieder, die Daunen verlieren sich. Dann werden die Vögel ihre ersten Flugversuche machen.
Ein Zeitpunkt, dem Dürdoth, der das Aufwachsen der Vögel mit seiner Kamera dokumentiert, bereits entgegenfiebert. Es ist nicht das erste Mal, das Turmfalken auf dem Kirchturm brüten.
Wenn die Küken flügge werden, können die Passanten sie vom Boden aus beobachten. Dürdoth: "Meist sitzen sie Küken auf der Dachrinne - weiter trauen sie sich nicht hinaus."
Noch aber brauchen die Küken vor allem eines: Viel Ruhe. Trotz des warmem Daunenkleids und der Sommerhitze liegen sie dicht nebeneinander im Horst, das eine den Kopf auf dem Rücken des anderen.
Nur eines von ihnen schielt vorwitzig über den Rand des Nestes, das eher einer Holztruhe gleicht. Ob das Küken einen Namen habe? Dürdoth verneint, lacht und sagt: "Das sind heidnische Vögel."
Irgendwann kehrt die Falkenmutter zurück, das Mittagessen - eine dicke Maus - in der Kralle. Die Küken heben nur müde den Kopf, die Mutter macht sich wieder auf den Flug.
Auch der menschliche Besuch zieht sich nun zurück. Man will nicht stören. Schließlich sollen die Turmfalken auch im nächsten Jahr in den Kirchturm zurückkehren. "Eine bessere Art, die Tauben zu vertreiben, gibt es nicht", sagt Dürdoth.