Burscheid für Familien attraktiv

Ob Gesamtschule oder Kindergärten: In der Stadt macht sich bemerkbar, dass hier mehr Kinder leben als erwartet. Dafür sind Zuzüge verantwortlich.

Foto: Doro Siewert

Burscheid. Wie kann die Stadt ihre Einwohnerzahl stabil halten? Was bindet junge Menschen und Familien an Burscheid? Darüber machen sich die Initiatoren des integrierten Handlungskonzepts derzeit Gedanken. Ein Ziel des stadtplanerischen Gesamtpakets: Auch 2025 sollen noch so viele Menschen in Burscheid leben wie bisher.

Aber womöglich verfügt die Stadt schon heute über mehr Anziehungskraft, als ihr manche Kritiker des aktuellen Erscheinungsbilds zugestehen möchten. Ein Indiz: In Burscheid tummeln sich offenbar mehr Kinder, als alle Statistiker erwartet haben. Hinweise darauf finden sich an mehreren Stellen.

Schon als die evangelische Gesamtschule auf dem Schulberg Ende Juni ankündigte, nun doch nach den Sommerferien in den angehenden Jahrgängen 5 und 7 je eine Überhangklasse einrichten zu wollen, war als Erklärung neben der Aufnahme von Flüchtlingskindern und ein paar anderen Faktoren auch von wachsenden Zuzügen nach Burscheid die Rede. Und ganz am Ende der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause machte Bürgermeister Stefan Caplan in der vergangenen Woche aus den gleichen Gründen Andeutungen über einen wachsenden Bedarf auch bei den Kindergartenplätzen.

In der Tat: Gerade im Kindergartenalter ist die Zahl der hier lebenden Kinder deutlich angestiegen. 93 Ein- bis Sechsjährige wurden 2015 neu gemeldet, nur 43 verließen die Stadt. Macht unter dem Strich in nur einem Jahr ein Plus von 50. In diesem Jahr ist die Bilanz war derzeit noch ausgeglichen, aber insgesamt spricht Stadtsprecherin Renate Bergfelder-Weiss von einem positiven Wanderungssaldo und „deutlich höheren Zuwanderungszahlen“. Sie führt das darauf zurück, dass Burscheid „bei jungen Familien beliebt ist“.

Sucht man danach, wo diese Familien mit Kindern geblieben sein könnten, fallen zunächst die Neubaugebiete in Herkensiefen und an der Heddinghofener Straße auf. Aber auch der Bezug von Altbestand ist denkbar. Die Stadt will der Frage in detaillierteren Untersuchungen noch nachgehen.

Dass der Kinderboom jedenfalls nur zu einem geringeren Anteil auf die Flüchtlingszahlen zurückzuführen ist, zeigt die Tatsache, dass hier derzeit die aktuelle Zahl der Drei- bis Sechsjährigen bei gerade zwölf liegt.

Der Kreis als Träger der Jugendhilfe muss reagieren, um den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz sicherstellen zu können. Schon im vergangenen Jahr war in der Hilgener Caritas-Kita Sonnenblume eine fünfte Gruppe eingerichtet worden. Aber das reicht nicht.

Aus der Antwort des Kreisjugendamtes auf eine Anfrage der Grünen geht hervor, dass mit Beginn des neuen Kindergartenjahres zum 1. August in der Johanniter-Kindertagesstätte in Hilgen am Rosenkranz eine weitere Gruppe für über Dreijährige mit bis zu 20 Plätzen eingerichtet werden soll. Die Bereitschaft dazu hatte die Kita schon in der Diskussion im vergangenen Jahr bekundet.

Aktuell seien zwar noch nicht alle Betreuungsplätze belegt, so das Kreisjugendamt in seiner Antwort vom 24. Juni. „Jedoch zeichnen sich derzeit höhere Bedarfsanfragen ab, als freie Plätze zur Verfügung stehen.“ Insbesondere auch bei den unter Dreijährigen fällt der Bedarf offenbar höher aus als angenommen. Gerade die neu zugezogenen Eltern, so Stadtsprecherin Bergfelder-Weiss, „berufen sich gegenüber dem Kreis meist umgehend auf den Rechtsanspruch“.

Im Verlauf des neuen Kindergartenjahres will der Kreis daher auch eine Großtagespflege für neun U3-Kinder einrichten. Derzeit wird dafür in Burscheid nach geeigneten Räumen gesucht. Und neben den genannten neuen Gruppen in Hilgen soll es auch eine weitere Kita-Gruppe für 20 Kinder in Burscheid-Mitte geben. Die Gespräche darüber, welcher Träger diese Gruppe einrichtet, laufen derzeit. Der Start wird aber wohl erst zum Kindergartenjahr 2017/2018 erfolgen.