Café an der Kirche: Nachfolger gesucht

Erst vor acht Monaten eröffneten Nataliya und Frank Böß ihr Lokal an der unteren Hauptstraße. Doch jetzt wollen sie den Betrieb aufgeben. Aus mehreren Gründen.

Foto: Barbara Sarx

Burscheid. Im August des vergangenen Jahres wurde das „Café an der Kirche“ eröffnet, mit einem interessanten kulinarischen Konzept, dass der unteren Hauptstraße von Beginn an gut zu Gesichte stand. Viel beachtet war die Eröffnungsphase mit einer guten Resonanz — unter anderem auch durch die Eistheke mit dem Inhalt aus Eigentkreationen.

Doch jetzt, nur zehn Monate später, wollen Nataliya und Frank Böß ihr Ladenlokal in Burscheid aufgeben und möglichst an einen anderen Mieter verkaufen. Eine Anzeige via Internet wurde bereits geschaltet. Hintergrund ist laut Nataliya Böß, dass sie zufällig nur kurze Zeit nach der Unterzeichnung des Mietervertrages ein weiteres Café in ihrer Wohnstadt Bergisch Gladbach eröffnen konnten. „Wir können es von unserem Haus aus sehen und zu Fuß dort hingehen“, so die Geschäftsführerin, die aus der Ukraine stammt. Nun müssten aber sie und ihr Mann getrennt in den jeweiligen Lokalen arbeiten.

Bei dem Betrieb in Bergisch Gladbach handelt es sich um das Café Alte Dombach im gleichnamigen Papiermuseum unter der Führung des Landschafsverbandes Rheinland (LVR). Auch die gesamte Einrichtung der dortigen Gastronomie, in der auch umfangreicher als in der Burscheider Lokalität gekocht werden könne, stammt vom LVR. Anders als die komplette Einrichtung des Cafes in der Kirchenkurve in Burscheid. Sie war teuer und müsste nun von einem Nachfolger übernommen werden. Dabei handelt es sich unter anderem um hochwertige Kühlschränke, eine Kaffeemaschine, einen Flaschenkühlschrank, die Theke — und vieles mehr. Auch von der Eistheke will sich die Familie Böß trennen.

Genau die weckt offenbar jetzt das Interesse von Nachfolgern. Einige hätten sich schon auf die Anzeige im Internet gemeldet, „hauptsächlich Italiener“, so Nataliya Böß. Das könnte eine Chance sein, dass es doch weiter in der Zukunft Eis in der unteren Hauptstraße gibt — so wie früher in den Zeiten von Cordella. In den vergangenen Sommermonaten wurde diese nämlich besonders von den Burscheider angenommen.

So wie viele andere Produkte auch aus dem Café, sagt Nataliya Böß und widerspricht damit Vermutungen, der Umsatz habe nicht gestimmt. „Es läuft, aber alleine ist das kaum zu bewältigen.“ Und eine weitere Kraft einstellen, die möglicherweise bis zu 2500 Euro verdient, könne man sich nicht leisten.

Ein weites Argument komme zu dem jetzt zweiten Geschäft hinzu. Die Fahrt mit dem Bus von Bergisch Gladbach nach Burscheid und zurück sei eine halbe Weltreise und besonders an den Wochenende und in den Abendstunden problematisch. Wegen eines schweren Unfalls vor Jahren könne Nataliya Böß nicht mit einem eigenen Auto fahren. Zu tief sitzt immer noch das furchtbare Erlebnis. „Ich habe Angst, dass jemand verletzt wird.“

Nataliya Böß hat Burscheid mit dem Café an der Kirche einen besonderen Stempel aufgedrückt: Beispielsweise mit Süßigkeiten aus ihrer Heimatstadt Lwiw (Lemberg). Bunte Bonbons wurden in den ersten Tagen in Krakau bei einem Händler gekauft und nach Burscheid gebacht. Eine osteuropäische Note floss auch in die Küche ein. Beispielsweise mit Soljanka, eine Suppe mit Hühnerfleisch, die mit Zitronenscheiben verfeinert wird. Eine große Speisekarte hatte es in dem Café aber nicht geben: Drei bis vier Suppen, Salate, für Kunden , die ein bisschen Hunger haben.

Ausgefallen ging es weiter: Die Pralinen stammten auch aus Belgien von einer Firma, die auch das belgische Königshaus beliefern soll. Und ein Teil der Kuchen, so waren damals zumindest die Pläne, sollten in Herrenstrunden gebacken werden.