Burscheid verliert ein Urgestein

Fritz Jansen ist tot. Der 93-jährige war nicht nur bei den Narren für seinen Humor bekannt. Bis zuletzt sorgte er bei den Erzählcafés für Frohsinn bei Senioren.

Foto: Barbara Sarx

Burscheid. Ein Rathaussturm ohne ihn — undenkbar. Der Burscheider Obernarr, und das war nur eine seiner Rollen, wurde immer wieder umjubelt, wenn sein Auftritt in der Bütt angekündigt wurde. Seine Schoten aus der Klamottenkiste wirkten deshalb nie verstaubt, weil sie mit Herzblut vorgetragen wurden und wohl auch an eine Zeit erinnerten, als der schlichte Witz noch gefragt war — statt comedianhaftem Klamauk. Dass die Protagonisten dieser Späße schon längst in einer anderen Liga spielten, war dabei gerade das Salz in der Suppe. Ein Beispiel: Warum wird das Stadion von Fortuna Köln überdacht? Glücksspiele unter freiem Himmel sind verboten!

Nun ist Fritz Jansen tot, gestorben bereits am 20. März, wie erst am Wochenende bekannt wurde. Als er vor Jahren seinen 90. Geburtstag feiert, hatte er dafür einen Spruch parat — wie immer, zu jedem Anlass: „Viele wollen wir gar nicht glauben, dass ich 90 werde. Ich muss mir wohl meinen Ausweis um den Hals hängen“, sagt er. Den freilich brauchte er zur Identifizierung in Burscheid nicht. Er war bekannt wie ein bunter Hund. Und das kam nicht von Ungefähr. Fritz Jansen hat der Stadt mit seinen Aktivitäten über 60 Jahre Freude und Frohsinn beschert. So war er nicht nur Mitbegründer der Karnevalsgesellschaft Rote Funken Burscheid (existiert heute nicht mehr), sondern auch über 50 Jahre als „geplagter Ehemann“ in der Bütt aktiv. 2010 wurde er für 30 Jahre aktive Teilnahme beim traditionellen Rathaussturm von Bürgermeister Caplan mit einem Orden geehrt. Aber das Narrentum war nicht sein einziges Faible.

40 Jahre lang war er als Nikolaus der Werbegemeinschaft Burscheid unterwegs. Er war vier Jahre der St. Martin in Dürscheid. Und viele Jahre war er Mitglied im Burscheider Schützenverein, davon 16 Jahre als Fahnenträger.

Den Bewohnern des Evangelischen Altenzentrums Luchtenberg-Richartz-Haus hat er mit seinem Witz und Charme viele fröhliche Stunden beschert, zuletzt auch bei den regelmäßigen Erzählcafés. Und natürlich erhielt er für diese Einsätze eine ganz besondere Auszeichnung: Am 24. Juni 2005 ist Fritz Jansen als Burscheider des Jahres geehrt worden.

Dabei ist das Urgestein gar kein Burscheider — und auch kein Bergischer. Er kam im flachen Land am Niederrhein auf die Welt. In Kevelaer wurde er am 2. August 1922 als Sohn eines Kohlehändlers geboren. Dort musste er im elterlichen Betrieb bald hart mit anpacken. „Wir waren zehn Kinder zu Hause. Meine Brüder durften etwas lernen, ich musste zu Hause schuften“, erinnerte sich Jansen während seines 90. Geburtstags. Dabei war es sein großer Traum, einmal als Clown in der Manege zu stehen. Doch daraus wurde nichts. Schließlich war es die Liebe war es, die ihn 1947 vom Niederrhein nach Burscheid brachte.

Die Trauerfeier für Fitz Jansen findet am kommenden Donnerstag um 10.30 Uhr in der Friedhofskapelle an der Altenberger Straße statt. Anschließend erfolgt die Urnenbeisetzung.