Kleider im Matrosen-Look waren der Renner

Gut besucht war der Retro-Flohmarkt mit Utensilien aus den 50er und 60er Jahren rund um das Megafon.

Kleider im Matrosen-Look waren der Renner
Foto: Doro Siewert

Burscheid. Parkplätze waren am Sonntag ganz schnell Mangelware. Autos mit Kennzeichen aus ganz NRW reihten sich entlang der Montanusstraße und rund um das Rathaus auf wie an einer Perlenschnur. Bei manchen Fahrzeugen erkannte man gleich auf dem ersten Blick, wohin der Fahrer wollte. Hoch war die Oldtimer-Dichte am Megafon. VW Käfer und alte Chevrolets standen neben einem schwarzen Cadillac, der nicht nur einen Parkplatz für sich einnahm, sondern gleich auch den Bürgersteig davor.

Verwundert waren Susanne und Bernd Frenzel nicht. Sie sorgten als Organisatoren des vierten 50er und 60er Jahre Flohmarktes für den Besucherandrang der besonderen Art. Und der ging schon eine halbe Stunde vor dem offiziellen Start der Veranstaltung am Vormittag los. Geduld musste man da beweisen, wenn man sich nach Petticoats und alten Schallplatten umschauen wollte. Susanne Frenzel zuckte mit den Schultern. „Wir haben eine Facebook-Seite für die Veranstaltung. Wir haben rund 8500 Mitglieder“, erzählte die Burscheiderin, die an diesem Tag alle Hände voll zu tun hatte. An ihrem Trödelstand war jede Menge los. Vor allem die weiblichen Besucher zeigten sich interessiert.

Denn das Thema 50er und 60er schlägt sich vor allem in der Mode nieder. Weit ausgestellte Kleider mit sehr auffälligen Kirsch-Motiven oder im Matrosen-Look waren der Renner. Die Rockabilly-Szene, die es schon immer irgendwie gab, sei nun zum Trend avanciert, so Susanne Frenzel. „Alle wollen jetzt mit aufspringen.“ Das sah sie aber nicht nur positiv. So feilschte eine junge Frau energisch am Preis von einem Gürtel, einem Halstuch und einem Fascinator. „Wenn wir jetzt 15 Euro machen, bist du ruhig und gehst“, sagte Susanne Frenzel zu ihr, die wegen ihres Triumphs strahlend die Szene verließ.

Für manche sei es nur ein Modetrend, für Susanne Frenzel und ihrem Ehemann Bernd ist es dagegen ein Lebensgefühl. Ihr Zuhause ist wie ein amerikanisches Diner eingerichtet. Das Paar besitzt drei Oldtimer, darunter auch einen alten Chevrolet Camaro. „Ich bin vor 35 Jahren zu der Szene gekommen. Damals waren wir noch eine Randgruppe“, sagte Bernd Frenzel und schaute sich um. „Es kommt halt alles wieder. Wenn der Trend wieder geht, bleibt der harte Kern von uns übrig.“

Zu diesem besagten harten Kern gehörte auch Silke Lohmann aus Essen, die einen von 23 Ständen betrieb. Stöckelschuhe und Etuikleider wollte sie unter anderem an die Frau bringen. „Die Schuhe sind im Pin-Up-Style oder klassische Retromodelle aus den Fünfzigern. Nur leider zum Laufen für mich zu unbequem“, erzählte die 35-Jährige, die stilecht ihre rot gefärbten Haare zur Seite hochsteckte und eine College-Jacke trug. Silke Lohmann arbeitet als Rockabilly-Model. Ihre Fotos sind in Fanmagazinen der Szene und Onlineshops zu sehen. „Ich bin vor zehn Jahren dazugekommen. Aber eher zufällig. Ich habe mich für die Klamotten interessiert. Mir war gar nicht klar, dass es dazu eine eigene Szene gibt“, sagte sie, nachdem einige ihrer Kleider schon eine neue Besitzerin gefunden hatten.

Ein großes Sortiment hatte Martina Herbst mit dabei. Die 41-Jährige aus dem Westerwald hatte eine Ecke im großen Saal für sich reserviert. Dort standen zwei Kleiderstangen mit teils selbst genähten Stücken wie Pencil-Kleider, Tellerröcke und Marlene-Hosen. Da es keine Kabine gab, funktionierten einige Damen die Toilette kurzerhand zur Gruppenumkleide um. Gute Geschäfte kann man in der Rockabilly-Szene also durchaus machen. Seit zwei Jahren verkauft Martina Herbst nun eigene Kleider. Insgesamt mit dabei ist sie natürlich schon länger. „Seit 20 Jahren“, sagte sie. „Ich mag das Weibliche, das Elegante. Und dass die Männer nicht die Hose in den Kniekehlen hängen lassen.“ jp