Carl Lauterbach und die NS-Zeit: Mitläufer oder Verfolgter?

Über Carl Lauterbach wird auch in Düsseldorf heftig diskutiert. Manche Vorwürfe werden relativiert.

Burscheid/Düsseldorf. Auch in Düsseldorf ist die Diskussion über die Rolle des Burscheider Malers Carl Lauterbach in der NS-Zeit voll entbrannt. Und es gibt dabei Stimmen, die die massive Kritik Werner Albergs, Lauterbach sei Profiteur des NS-Kulturbetriebs gewesen, relativieren.

Alberg, bis 2009 Leiter des Lauterbach-Archivs im Stadtmuseum Düsseldorf, macht seine Kritik im Kern an diesen Punkten fest: Lauterbach nahm in der Nazizeit an 42 Ausstellungen teil; er stellte sein Oeuvre in der Zeit in der Kunsthalle unter; er kassierte gleichwohl nach dem Krieg Verfolgtenrente; er sprach vom Dürer-Preis, den er erhalten habe; es war aber nur das Dürer-Stipendium. Zudem habe er möglicherweise an den jüdischen Kinderzeichnungen, die derzeit wieder im Stadtmuseum zu sehen sind, etwas verändert.

Albergs Vorwürfe werden durch den Galeristen Peter Barth, einen Experten für Künstler der 20er und 30er Jahre, und den ehrenamtlichen Forscher Günter Goebbels relativiert.

Beide betonen, dass Künstler selbst unter Gestapo-Überwachung mit unverfänglichen Bildern am NS-Kunstbetrieb teilnehmen konnten. Peter Barth: „Selbst Otto Pankok hat noch jahrelang im Nazi-Deutschland ausgestellt, obwohl er es sich als Einziger leisten konnte, dies nicht zu tun, denn er war von Haus aus reich. Die Ärmeren, dazu gehörte auch mein Vater Carl Barth, haben alle ausgestellt, und wenn es Blumenbilder waren.“

Lauterbach bekam 57 Reichsmark Wohlfahrtsunterstützung. Für den Lebensunterhalt blieben nur 70 Pfennig pro Tag übrig. Durch Ausstellungen konnte er überleben.

Dem Vorwurf, nur angepasste Künstler hätten ihre Werke in der Kunsthalle unterstellen können, entgegnet Goebbels: „In der Kunsthalle stellten in der NS-Zeit zahlreiche Künstler ihre Werke unter. Der dortige Kustos Fred Kocks war Mitglied der NSDAP, aber als Künstler war er den Künstlern wohlgesonnen.“ Zum Dürerpreis erklärt Goebbels, in allen Künstlerbiografien der Zeit werde das Dürer-Stipendium als DürerPreis bezeichnet.

Die Behauptung, Lauterbach habe Dokumente in der NS-Zeit beschnitten oder ausradiert, weist Goebbels zurück. „Alberg hatte doch bis zum Tode Lauterbachs genügend Zeit, den Sammler nach den Unterschriften und Klebestreifen zu fragen. Warum tat er das nicht?“

Düsseldorfs Kulturdezernent Hans-Georg Lohe, der von Amts wegen die Lauterbach-Stiftung vertritt, sagt, aus Zeitgründen habe er die Neubewertung Lauterbachs bisher nicht öffentlich gemacht. Auf die Frage, warum der Archiv-Leiter in über 20 Arbeitsjahren über ein paar Zettel hinaus kein ernstzunehmendes Forschungsergebnis vorgelegt habe, könne er keine Antwort geben. Lohe betont jedoch, er sei jetzt offen für eine Diskussion.