Männergesangsverein: Auch kräftige Stimmen können leise singen
Der MGV bietet ein breites Potpourri und setzt dabei wieder völlig auf a cappella.
Burscheid. Je älter er wird, desto moderner wird er: Der Männergesangverein Dürscheid stellte das im Haus der Kunst mit Schlagern, Hits, Pop und fremden Rhythmen einmal mehr unter Beweis. Auf den Chor zugeschnitten waren die Arrangements, mehrere davon aus der Feder des rührigen Dirigenten Volker Wierz.
Mit launigen Moderationen erläutert, brachten die Sänger dem voll besetzten Saal ein Potpourri der besonderen Art: alles a cappella gesungen („ohne Netz und Boden“). Saubere Intonation, gute Textverständlichkeit und die Kunst, trotz der kräftigen Männerstimmen absolut leise singen zu können, sind ein Plus des MGV.
Mit viel Temperament sang man zu Anfang den „Sonderzug nach Pankow“ von Udo Lindenberg („Obwohl wir doch gar keinen Gleisanschluss mehr haben“), ganz weich gefolgt von „Thank you, dear Lord, for music“ und dem wohl allen Zuhörern vertrauten „La le lu“.
Sie können aber auch ganz anders: Ein aus dem großen herausdestillierter „Kleiner Chor“ brachte mit viel Schwung und Solisten „Küssen verboten“ zu Gehör und geschmeidig „Caravan of love“, einen 1985 entstandenen Song über den Auszug der Kinder Israels.
Mehrere Solisten waren als Projektsänger für dieses Konzert zum MGV gestoßen, sie gaben den Songs besonderen Flair. Sehr schön auch der Pianissimo-Anfang des Elton- John-Songs „Can you feel the love tonight”.
Der gesamte Chor dagegen schmetterte im Brustton der Überzeugung “Rote Lippen soll man küssen“, „Frauen sind anders” und „Männer mag man eben”. Wieder in eine andere Welt begab man sich mit „Lasse reden“, einem Punk-Rock aus Berlin.
Ohne Noten und besonders eindringlich gesungen erklang ein südafrikanisches Tanzlied und schließlich mit „The lions sleep tonight“ ein Song mit zwei Solisten und wechselnden Stimmungen.
Großer Chor, kleiner Chor und — als Gast — ein preisgekröntes Vokalquartett: Das Konzert bot ein ganzes Spektrum der Chormusik. Die „Klangküsse“ aus Bonn haben 2008 und 2010 den Ersten Platz im Quartettbewerb bei den Deutschen Barbershop-Meisterschaften gewonnen, seit 2009 dürfen sie sich „Meisterchor“ nennen: drei Sängerinnen unterschiedlicher Stimmlagen und ein Bass, der sich bei frauenspezifischen Liedern als Frau verkleidete.
Sie begeisterten die Zuhörer nicht nur wegen des makellosen Klangs, sondern auch wegen der teils witzigen Texte. Ob zärtlich oder übermütig, ob zart wie ein Renaissancelied oder ironisch — die Zuhörer ließen sich gerne von diesen Klängen küssen und konnten gar nicht genug davon bekommen. Besonders schön: das bekannte „Lullaby“, „Sänger“ nach Herbert Grönemeyer, „Wir wär‘n gern Promis“ und „For the longest Time“.
Mit kleinen Show-Effekten zog das Vokalquartett noch zusätzliche Register. Begeistert wurde applaudiert, es wurden Zugaben gefordert und gegeben — nicht nur von den „Klangküssen“, sondern auch vom MGM Dürscheid. Mann trennte sich erst spät.