Jungen gehen neue Wege — als Erzieher in der Kita
Das Projekt „Männer arbeiten in Kitas“ will Wege in ein ungewohntes Berufsfeld ebnen.
Burscheid. Wenn das Gehalt nicht so schlecht wäre — ein häufig angeführter Grund, warum Männer nicht sogenannte Frauenberufe ergreifen. Das Damoklesschwert der schlechten Bezahlung schwebt über vielen Jobs, die als Bastionen der Frauen gelten: Altenpflegerinnen, Hebammen und allen voran die Erzieherinnen in den vielen Kindertagesstätten der Republik. Dass es sich dennoch lohnt, einen dieser Berufe zu erlernen soll der Boys’ Day Jungen zeigen.
Seit dem vergangenen Jahr gibt es den Jungen-Zukunftstag bundesweit — sein weibliches Pendant, der Girls’ Day, existiert bereits seit einem Jahrzehnt. Und mit dem Projekt „MAIK — Männer in Kitas“ hat nun auch der Diözesan-Caritasverband des Erzebistums Köln ein Programm aufgelegt, das männlichen Jugendlichen den Weg in die weiblichen Domänen ebnen soll.
„Wann kann ich denn hier noch mal ein Praktikum machen?“, rief der 13-jährige Fabian Kurowski gestern, nachdem er in der Kindertagesstätte Sonnenblume den ersten Teil seiner eintägigen Erzieher-Tätigkeit absolviert hatte. Fabian und vier weitere „Boys“, wie Kita-Leitung Brigitte Sartingen-Kranz die zehn Hospitanten nannte, waren dafür verantwortlich, mit einigen größeren Kindern ein Theaterstück einzustudieren und aufzuführen.
Nur zehn Minuten Zeit hatten sie dafür — und waren hinterher begeistert. „Im Jugendtreff spiele ich auch mit Kindern in jedem Alter. Deshalb macht es mir viel Spaß, hier zu sein und den Alltag in einer Kita kennenzulernen“, erzählte Fabian, warum er sich dafür entschieden hatte, bei dem Angebot mitzumachen.
Auch Realschüler Joshua Hensel (13) machte die Arbeit an dem Theaterstück mit den Kindern eine Menge Spaß, denn er erinnert sich noch gut an seine eigene Zeit im Kindergarten. Auf die Frage, ob er denn später einmal den Beruf des Erziehers erlernen möchte, schüttelte er ehrlich mit dem Kopf — lieber Feuerwehrmann. In der Jugendfeuerwehr ist er bereits.
Und Mitschüler Jannik Weish, ebenfalls 13 Jahre alt, glaubt, dass es eine schöne Aufgabe sei, als Erzieher junge Menschen im Kindergarten auf die Schule vorzubereiten. Aber auch für ihn steht fest: „Erzieher werde ich nur, wenn die Bezahlung besser wird.“