Das Herzstück der Altstadt ist noch ungenutzt

Die SPD drängt auf Realisierung des Bebauungsplans. Doch die Stadt schreckt vor einer Umlegung zurück.

Burscheid. Wenn es um Hoffnung für die Altstadt und die untere Hauptstraße geht, dann ist viel die Rede von den nun sehr konkreten und auch zum Teil schon sichtbaren Veränderungen an der Kreuzung Haupt-/Mittel-/Luisenstraße. Das "Tor zur Altstadt" wird durch die Sanierung der denkmalgeschützten Metzgerei Sauer, den Neubau für betreutes Wohnen und den Abriss des Eckhauses vis-à-vis in den nächsten Jahren Wirklichkeit werden.

Nichts ist derzeit vom Bebauungsplan Herbergsplatz/Im Winkel zu hören. Dabei war gerade dieses Freigelände mit vielen Hoffnungen verbunden. Doch die Umsetzung des B-Plans stockt. Zwei Anträge von Grünen und SPD haben ihn wieder in den Fokus gerückt.

Die Grünen wollten mit Verweis auf das Handlungskonzept Wohnen des Kreises im Stadtentwicklungsausschuss die Konsequenzen für Burscheid benannt haben. Die Antwort fiel aus Sicht der SPD aber unbefriedigend aus. In einem Antrag des Ausschussmitglieds Ralf ten Haaf wird die Verwaltung jetzt aufgefordert, die Umsetzung des B-Plans "mit Vorrang" zu betreiben. In der Sitzung selbst sprach er gar von dem Instrument der Umlegung.

Denn bisher sind alle möglichen Investoren, die das innenstadtnahe Gelände mit drei Höfen, um die sich die Neubauten gruppieren, bebauen wollen, an der Grundstücksfrage gescheitert. Nicht alle der Eigentümer wollen verkaufen.

Dabei entspricht das Gebiet nicht nur aus ten Haafs Sicht allen Voraussetzungen künftiger Stadtplanung: Es liegt zentrumsnah und ist daher auch für Ältere attraktiv, bietet die nötige Infrastruktur, ist nicht zu groß und rundet die Altstadtbebauung ab.

"Wenn ich der Meinung bin, dass das ein Schlüsselbebauungsplan für Burscheid ist, dann sollte ich in der Abwägung das Umlegungsverfahren einleiten, weil man das Gebiet nicht weiter vor sich hindümpeln lassen sollte", sagt ten Haaf.

Aber auch er räumt ein, dass es sich bei der Umlegung über eine "rabiate Methode" handelt, die in die Eigentumsrechte der Grundstücksbesitzer eingreift. Das ist genau der Grund, warum die Stadt auch zurückhaltend reagiert. Bürgermeister Stefan Caplan schreckt vor Zwangsmaßnahmen zurück und verweist auf die vielen anderen Wohnbauflächen im Stadtgebiet wie zum Beispiel das Thiel-Gelände in Hilgen. "Es herrscht nun wirklich kein Notstand."

Ten Haaf dagegen sieht den Bedarf als gegeben. Er ist überzeugt, dass Baugebiete wie Benninghausen-Nord oder Herkensiefen gar nicht realisiert werden. "Wohnbebauung ohne Infrastruktur wird es künftig nicht mehr gegen und wer sie doch anpackt, geht in den finanziellen Ruin."