Das Megafon wird angenommen

Im Schnitt kommen 35 bis 40 Jugendliche am Tag in das neue Jugendzentrum. Sie schätzen die gute Erreichbarkeit und die Spielangebote.

Burscheid. Es ist Dienstag am frühen Abend — der kürzeste Tag im Megafon. Nur drei Stunden hat das neue Jugendzentrum heute geöffnet, nach den zwei Schließungstagen Sonntag und Montag. Aber trotzdem oder gerade deswegen tummeln sich rund 20 Jugendliche im Café und Foyer und auf dem Außengelände. Es ist laut, es herrscht ein Kommen und Gehen. Aber das ist ja ein gutes Zeichen — dass sie überhaupt kommen.

Zweieinhalb Monate liegt die offizielle Eröffnung jetzt zurück. Und das Team um Leiter Marc Munz führt seither penibel Statistik über die Nutzung der Einrichtung. 19 Jugendliche sind am ersten Tag gekommen. Inzwischen hat sich die durchschnittliche Besucherzahl bei 35 bis 40 eingependelt. Der bisherige Rekord liegt bei 80. „Da war es so voll, dass man sich schon fragen muss, ob das noch Sinn macht“, sagt Munz.

Natürlich, es gibt auch die ruhigeren Zeiten — wenn das Wetter gut ist oder das Training im Verein ruft. Aber dass das neue Megafon angenommen wird, scheint nach den ersten Wochen offensichtlich. Zielgruppe sind die Kinder und Jugendlichen zwischen zehn und 21 Jahren. Tatsächlich ist die Altersklasse von zwölf bis 17 Jahren am meisten vertreten. Ein jüngeres Publikum als im alten Megaphon, so war es auch gewünscht worden.

In Sträßchen war Anne (16) höchstens mal zu Veranstaltungen. Zur Montanusstraße dauert ihr Fußweg von zu Hause gerade zehn Minuten, und wenn sie sich verabredet hat, kommt sie öfter hierher. Wie ihre Freundin Tanja (15): „Das alte Megaphon war zu weit weg. Aber hier trifft man Leute. Das Team ist nett und mir gefällt es gut hier.“

Noch regelmäßiger als die beiden Mädchen kommt Benni (14) hierher. „Zwei- bis viermal pro Woche“, schätzt er. Dem Schüler der Friedrich-Goetze-Hauptschule hat es beim ersten Schnuppertag gleich gut gefallen, seither ist er einer der Stammgäste. Chillen, Kicker spielen, neue Freunde finden und — na klar — auch die Mädchen: alles Gründe, immer wieder vorbeizugucken.

Für die Mädchen hat Leiter Munz inzwischen einen eigenen Rückzugsraum geschaffen. Seine Nichte hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, dass sich die Mädchen immer wieder auf die Toilette zurückzogen, um sich ungestört austauschen zu können — über die Jungs selbst oder ein Thema, das sie nicht hören sollen. Seither ist die Künstlergarderobe hinter der Bühne des Veranstaltungssaals kurzerhand zum Mädchenraum erklärt worden. Er findet nicht nur großen Anklang, sondern hat auch die Zahl der weiblichen Besucher spürbar erhöht.

Nach und nach werden auch erste Angebote eingestreut: da mal Bastelarbeiten, dort Töpfermöglichkeiten für Besucher des offenen Treffs. Friseur Jörg Hasenjäger stellt alle zwei Wochen kostenlos eine Fachkraft zur Verfügung, von der die Jugendlichen Tipps fürs Schminken und die Gestaltung der Haare bekommen können. Vom 20. bis 31. Juli wird eine Stadtranderholung angeboten, an der 40 Kinder teilnehmen können: für 60 Euro pro Woche bei täglich frisch gekochtem Mittagessen. Und nach den Ferien soll ein DJ-Kurs Interessenten in das Handwerk der gekonnten Musikbeschallung einführen.

Marc Munz legt auf Ordnung Wert. Dass 20 bis 30 Jugendliche Jacken und Taschen liegen lassen, wo sie wollen, will ihm nicht in den Sinn. Also weist er sie immer wieder auf die Garderobe im Foyer hin — dort, wo auch der Boxsack hängt. „In den ersten Tagen habe ich gemerkt, welche Aggressionen Jungs hier aufbauen, wenn sie bei irgendeinem Spiel verloren haben. Seit der Boxsack hier hängt, ist das Problem erledigt.“ Und wer verbal zu sehr über die Stränge schlägt, bekommt auch mal ein paar Tage Hausverbot.

Aber für Munz steht nach zweieinhalb Monaten fest: Er habe in Burscheid „einen absoluten Traumjob gefunden. Das ist eine in jeder Hinsicht ausfüllende Arbeit.“