„Das Wasser aus der Leitung ist gut“

Das Waldhaus Römer in Leverkusen wird zur „Refill“-Station. Umweltschutz-Kampagne will Plastikmüll vermeiden.

Foto: Hans-Martin Kochanek

Leverkusen. Das Waldhaus Römer an der Wupper wurde gestern als neue „Refill“-Station in Leverkusen vorgestellt. Als erste „Refill“-Station Leverkusens ist bereits das Naturgut Ophoven aktiv. Viele weitere Stationen sollen folgen, um gegen Müll durch Plastikflaschen vorzugehen, auf die Verschmutzung durch Plastikmüll hinzuweisen und den umweltfreundlichen Konsum von Trinkwasser aus der Leitung zu fördern.

Die Idee ist so simpel wie gut: Durstige Menschen mit einer leeren Wasserflasche und Cafés, Restaurants, Geschäfte oder Unternehmen mit einem frei zugänglichen Wasseranschluss, Trinkwasserspender oder Trinkbrunnen zu verbinden. Den Weg weist künftig ein Aufkleber, der die Orte als „Refill Station“ erkennbar macht. Dort können Durstige kostenlos ihre Wasserflasche mit Leitungswasser füllen.

Sigrid Fischer, Inhaberin vom Waldhaus Römer ist von der Idee begeistert: „Wir machen gerne als Abfüllstation mit. Es kommen bei uns sehr viele Spaziergänger vorbei, die sich über das Angebot freuen, kostenfrei Leitungswasser in mitgebrachte Wasserflaschen aufzufüllen.“

Britta Demmer vom Naturgut Ophoven hat das Projekt nach Leverkusen geholt: „Mit unserer Beteiligung am Projekt von ’Refill’ Deutschand wollen wir den Müll der Plastikflaschen eindämmen, denn in Deutschland werden stündlich 2 Millionen Einweg-Plastikflaschen verbraucht. Beteiligte Geschäfte in Leverkusen können somit zeigen, dass sie sich für Nachhaltigkeit einsetzen“, erklärt sie. Hans-Martin Kochanek, Leiter des Naturguts Ophoven, bekräftigt sie in diesem Anliegen: „Deutsches Kranwasser ist erstklassig und gesund.“

Wer Interesse hat sich zu beteiligen, kann sich ab sofort bei Britta Demmer vom Naturgut melden, Telefon 02171/ 73499-44 oder britta.demmer@naturgut-ophoven.de. Außerdem können sich Interessierte an der Kasse des Kinder- und Jugendmuseums Energiestadt die kostenfreien blauen Aufkleber von Refill Leverkusen abholen.

Danach muss der Aufkleber nur noch gut sichtbar am Fenster oder an der Tür angebracht werden und dann heißt es schon „Wasser nachfüllen“. Mitmachen können alle Läden mit einem Wasserhahn und Öffnungszeiten, von Apotheke, Buchladen, Café, Bistro bis Schuhladen. Die Abfüllung erfolgt auf eigene Verantwortung.

Hindergrund: Wann immer es um Trinkwasser aus dem Hahn geht, zweifeln viele an der Qualität des Wassers. Ist es noch eine gute Idee, aus der Leitung zu trinken? Schließlich ist auch immer wieder von Bleispuren die Rede, oder Bakterien wie Legionellen lauern in den Roh ren. Rückstände von Medikamenten sollen ebenfalls im Wasser landen. In manchen Regionen ist das Wasser sehr hart, also sehr kalkhaltig. Schadet das?

Grundsätzlich gilt laut Naturgut: Was in Deutschland aus dem Hahn kommt, ist Wasser erster Klasse. Damit das so bleibt, betreiben Wasserversorger großen Aufwand, um das Trinkwasser gründlich aufzubereiten, bis es rein ist. Und das gelingt erstaunlich gut.

Wie viel Nitrat im Grundwasser enthalten ist, ist für die Qualität des Trinkwassers erst einmal unerheblich. Verfahren wie die Elektrodialyse oder die Umkehrosmose beseitigen den Düngestoff fast spurlos. Dabei wird das Wasser entweder mit Hilfe von Strom oder unter Druck gefiltert. Verbleibende Nitratreste sind verschwindend gering und gesundheitlich unbedenklich. Untersuchungen des Umweltbundesamtes sowie der Stiftung Warentest haben ergeben, dass der Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter Hahnwasser nicht überschritten wird.

Wasserversorger filtern, klären und reinigen das Grundwasser von allen möglichen Verunreinigungen. Schadstoffe, Bakterien und Medikamentenrückstände überschreiten die gesetzlich vorgegebenen Grenzwerte in der Regel nicht.

Die Verantwortung der Betriebe endet jedoch, sobald das Wasser durch die Rohre innerhalb eines Hauses fließt. Der Eigentümer muss sicherstellen, dass die Leitungen frei von Schadstoffen wie Blei oder Bakterien wie Legionellen sind. In den meisten Häusern sind die Rohre in gutem Zustand, so dass sich die Bewohner nicht sorgen müssen.

In sehr alten Gebäuden ist die Ausstattung manchmal noch ein Problem. Wer sich unsicher ist, ob das Wasser aus dem eigenen Hahn wirklich unbedenklich ist, kann es testen lassen. Die örtlichen Gesundheitsämter bieten üblicherweise Kontrollen an. Filter für Trinkwasser sind in der Regel nicht nötig, zumal diese schnell zu Keimfallen werden können, wenn sie nicht regelmäßig gewechselt und sauber gehalten werden.