Der Bergische Hof: Nach einem Jahrhundert erstmals geschlossen
1912 wurde der Bergische Hof in Dünweg gebaut und befindet sich schon in vierter Generation im Familienbesitz. Doch ein neuer Pächter ist noch nicht in Sicht.
Burscheid. Gasthöfe in Ortschaften waren über Jahrzehnte zentraler Treffpunkt und Nachrichtenumschlagplatz in einem. Eine Tradition, die ins Wanken gerät. Jüngstes Beispiel: der Bergische Hof in Dünweg. Seit Anfang Oktober ist an der Tür ein handschriftlicher Aushang zu lesen: „Gaststätte u. Hotel ist zu“.
Dem bisherigen Pächter Tamas Menyhert wurde gekündigt. Der frühere ungarische Handballnationalspieler hatte die Gaststätte vor acht Jahren übernommen. Zu den Hintergründen möchte sich die Vermieterin nicht äußern. Menyhert hatte ursprünglich sogar ab Juni dieses Jahres noch das Ladenlokal des ehemaligen Restaurants „La Cantina“ in der Hauptstraße übernehmen wollen, war dann aber von dem Mietvertrag wieder zurückgetreten.
Der Bergische Hof hat eine lange Familientradition. 1912 wurde er von Hermann Schüller erbaut, der das wohl abgebrannte Vorgängerhaus 23 Jahre zuvor gekauft hatte. Auch ein Bierverlag (Getränkehandel) gehörte von Anfang an dazu. In den 60er Jahren richtete der neuer Pächter Josef Hoffmann im modernisierten Dachgeschoss sechs Fremdenzimmer ein, die vor allem bei Monteuren und Arbeitern der Burscheider Industriebetriebe gefragt waren.
Mit Gitta Franz befindet sich die Gaststätte mittlerweile in vierter Generation im Familienbesitz, auch wenn die Familie den Gasthof bis auf eine kurze Phase nie selbst betrieben hat. In dem Jahrhundert seines Bestehens war der Bergische Hof, von kurzen Übergängen und Kriegszeiten abgesehen, nach Franz’ Aussage noch nie geschlossen. „Wir suchen dringend einen Nachfolger.“ Einen konkreten Ansatz gebe es aber noch nicht. Der Markt für Gaststätten sei schwieriger geworden.