Der Schock des Überfalls sitzt tief

Gericht: Im Prozess gegen den Bankräuber aus Solingen mussten am Dienstag die Burscheider Tatzeugen aussagen.

Wuppertal/Burscheid. Am Weltspartag werden in der Regel von den Geldinstituten als Werbegeschenk Spardosen und Kuscheltiere an Kinder verteilt. Ausgerechnet dieses Datum wählte ein Solinger (36) im vergangenen Jahr für einen brutalen Bankraub aus: Nach zwei vorausgegangenen Überfällen in Solingen-Grünewald suchte er am Donnerstag, 30. Oktober, auch die Kreissparkasse in Burscheid heim, ließ sich mit vorgehaltener Pistole gleich 10000Euro einpacken. Gestern war dritter Verhandlungstag vor der 10.Großen Strafkammer des Landgerichts Wuppertal.

Ein Dutzend Bankangestellte und Kunden aus Burscheid waren als Zeugen geladen und mussten - teilweise unter Tränen - den Ablauf der Ereignisse nochmals nacherleben. Fast alle Mitarbeiter stehen auch heute noch stark unter dem Eindruck der erlittenen Todesangst, mussten wegen Albträumen und Schlaflosigkeit psychologisch betreut werden.

"Geld her, nur rote 500er Scheine!", hatte der maskierte Räuber eine Kassiererin (60) mit vorgehaltener Waffe mehrfach angeschrien. Dabei drängte er sogar einen Kunden am Bankschalter rabiat zur Seite. Dann legte er auffordernd eine Plastiktüte in die Schalter-Schublade.

Als der Täter einen Warnschuss abgab, habe sie sich - so die 60-Jährige couragiert - geistesgegenwärtig auf die Knie fallen lassen und sei auf allen Vieren aus dem Gefahrenbereich gekrochen. Ein gleichfalls bedrohter Kollege habe schließlich über 10000Euro in die Tüte gepackt.

Ein Bankangestellter wurde leicht verletzt, als ihn die beim Schuss ausgeworfene Patronenhülse heftig an der Schulter traf. Gestern ließ der Angeklagte die Gelegenheit nicht verstreichen, sich dafür gestelzt "in aller Form" zu entschuldigen. Zwei Kunden folgten dem Räuber noch nach dessen Flucht. Doch der Solinger entkam in einem Mercedes, den er am Geilenbacher Weg abgestellt hatte. Auch der Burscheider Bezirksbeamte Ralf Heider, der mit seinem Motorroller noch die Verfolgung aufgenommen hatte, verlor in der Jahnstraße den Anschluss.

Der Prozess wird am Montag mit der Erstattung des psychiatrischen Gutachtens zur Frage einer eventuellen Sicherungsverwahrung und den Plädoyers fortgesetzt.