Der Traum von der ersten Oberstufe

Gespräche mit der Landeskirche und Leverkusen über eine Gesamtschule sind terminiert — und die Zeit drängt.

Burscheid. Seit der Pressekonferenz Ende Mai ist klar: Verwaltung und Politik wollen eine Gesamtschule für Burscheid — und sie wollen sie am liebsten mit der evangelischen Landeskirche realisieren, die hier bisher Trägerin der Realschule ist. Alternativ hat aktuell eine mögliche Kooperation mit der Stadt Leverkusen etwas Rückenwind bekommen. Doch für jede Lösung tickt die Uhr, wenn sie, wie es in Burscheid Wunsch ist, schon zum Schuljahr 2014/15 greifen soll: Bis Ende dieses Jahres muss der entsprechende Antrag bei der Bezirksregierung Köln eingereicht sein.

In Leverkusen hat das Bündnis Jamaika plus (CDU, Grüne, FDP und Unabhängige) für die Ratssitzung am 14. Oktober einen Antrag auf eine dritte Gesamtschule formuliert, die schon im kommenden Sommer ihren Betrieb aufnehmen soll. Dazu sind auch Gespräche mit Burscheid avisiert, um eine Kooperation auszuloten.

Schon vor den Sommerferien hatte es für Burscheid, Odenthal und Leichlingen eine Information über das Ergebnis der Elternbefragung in Leverkusen gegeben. Nach Vorstellung der Leverkusener CDU soll die Sekundarstufe I der neuen Gesamtschule sowohl in Burscheid als auch in Leverkusen angeboten werden. Verwaltungsvertreter beider Seiten werden sich in Kürze an einen Tisch setzen.

Doch auch zur rheinischen Landeskirche ist der Gesprächsfaden der Stadt Burscheid nie abgerissen — trotz des zwischenzeitlich bekannt gewordenen zusätzlichen Sparzwangs der Kirche. Bis 2018 sollen die kirchlichen Ausgaben um gut ein Drittel gekürzt sein.

Dennoch hat die Stadt die Hoffnung nicht aufgegeben, mit der Landeskirche eine Gesamtschule auf den Weg zu bringen — zumal alle Verhandlungen bisher unter der Prämisse geführt wurden, dass das Engagement der Kirche am Ende kostengünstiger sein muss als der Aufwand für die Realschule. Auch hier gibt es diesen Monat wegweisende Gespräche.

„Wir wollen zu 100 Prozent, dass es im nächsten Jahr losgeht“, sagt Bürgermeister Stefan Caplan. Denn auch wenn 2014 als Notlösung noch einmal versucht werden sollte, eine Eingangsklasse für die Hauptschule zustande zu bekommen, was in diesem Jahr bereits gescheitert ist: Große Erwartungen verbindet man im Rathaus damit nicht.

Eine Gesamtschule böte dagegen nicht nur die Chance, die bisherigen Haupt- und Realschüler in der Stadt zu halten, sondern es würde erstmals in der Burscheider Schulgeschichte auch eine Oberstufe vor Ort geben. Das Ende März 1960 geschlossene Pastor-Löh-Gymnasium endete nämlich nach der Klasse 10. Ihr Abitur mussten die Burscheider Schüler damals auf auswärtigen Schulen ablegen.

Scheitern alle Gesamtschulpläne sowohl mit Leverkusen als auch mit der Landeskirche, bliebe noch die Option einer gemeinsamen Sekundarschule mit Wermelskirchen. Doch dort kann man den neuen Schultyp auch ohne Burscheider Beteiligung realisieren. Eine Einbindung der Nachbarstadt wäre nicht mehr als eine freundliche Geste. In Burscheid hoffen alle, darauf nicht angewiesen zu sein. Drei Monate bleiben noch zur Klärung.