Der Traum von Jan und Griet

Jürgen und Bettina Peters sind die Rollen des Kölner Traditionspaares geschlüpft. Heute Mittag gibt es das historische Spiel und den Umzug an der Severinstorburg.

Foto: Stephan Eppinger

Köln. Dat Spillche an d’r Vringspooz beginnt heute um 13.30 Uhr an der Severinstorburg in der Südstadt. Es dreht sich um die Legende des Reitergenerals Jan von Werth und der Marktfrau Griet. Jedes Jahr wird das historische Stück vom Reiter-Korps Jan von Werth neu inszeniert und in historischen Kostümen präsentiert.

Die Zuschauer werden vor Ort unter anderem erfahren, woher der angeblich französische Can-Can in Wirklichkeit kommt. So viel sei verraten: Jan und Griet trafen sich der Legende nach wieder, nachdem Jan von Werth die Franzosen aus Ehrenbreitstein verjagt hatte. Auch dieses Jahr werden die Marktweiber wieder darüber schimpfen, dass die Franzosen den Rhein blockieren. Sie tun sich dabei mit den Waschweibern zusammen, so dass die in Köln verbliebenen Franzosen wirklich auf der Hut sein müssen. Nachdem viel gesungen und getanzt wurde, kommt dann der Jan ins Spiel, und zwar in einer noch nie da gewesenen Art und Weise. An das historische Spiel schließt sich gegen 14.30 Uhr der erste Umzug des Jahres vom Chlodwigplatz bis zum Alter Markt an. Auf den Weg machen sich dann insgesamt 24 Gruppen.

In die Rollen von Jan und Griet sind in diesem Jahr Jürgen und Bettina Peters geschlüpft und haben sich nach 30 Jahren Ehe einen großen Traum erfüllt. Geheiratet haben die beiden im Elften im Elften 1988. Jürgen Peters wurde in Köln geboren und arbeitet als Pflegedienstleister und Sportfotograf. Bettina Peters wurde in Daun in der Eifel geboren und arbeitet als Chefsekretärin.

Wie ist die Session für Sie bislang gelaufen?

Jürgen Peters: Bislang ist alles sehr gut gelaufen. Allerdings musste ich wegen einer Grippe eine Woche aussetzen. Meine Frau hat dann die Auftritte, unterstützt von unserer Equipe, alleine absolviert.

Was ist für Sie beide der Reiz, in die Rolle von Jan und Griet zu schlüpfen?

Peters: Ich bin seit 1990 beim Reiter-Korps Jan von Werth und es war immer mein Wunsch in die Rolle des Jan zu schlüpfen. Das ist allerdings kein preiswertes Vergnügen und es braucht seine Zeit, bis man es sich erlauben kann. Jetzt zum Jubiläum unserer Ehe haben wir es uns gegönnt und uns dann glücklicherweise gegen drei Mitbewerberpaare durchgesetzt.

Wie bereitet man sich auf so ein Projekt vor?

Peters: Die Vorbereitungen haben etwa ein Jahr gedauert. Man muss die Anziehsachen wie meine Uniform beim Schneider anfertigen lassen, die Jan-und-Griet-Spange entwerfen und sich ein Motto ausdenken, das man dann in den Sälen vorträgt.

Wie viele Auftritte absolvieren Sie in der Session?

Peters: Mit dem Korps sind es etwa 60. Dazu kommen zehn bis 15 Auftritte nur mit der Equipe.

Welcher Termin ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Peters: Das war unsere Proklamation in der Flora. Bislang ist das immer bei unserem Korps-appell geschehen. Im November gab es erstmals eine eigene Veranstaltung für das Jan-und-Griet-Paar. Damit versucht man, das Paar im Kölner Karneval weiter nach vorne zu bringen. Wir sind nach dem Dreigestirn die zweithöchsten Repräsentanten des Karnevals. Das war ein wunderschöner Abend, der uns im Gedächtnis bleiben wird.

Was bedeutet das historische Spiel in der Südstadt für Sie?

Peters: Weiberfastnacht, das ist unser Tag. Jedes Jahr wird ein neues Stück für diesen Tag extra inszeniert und so die Liebesgeschichte der verpassten Möglichkeiten wieder neu den Zuschauern präsentiert. Wir freuen uns sehr darauf und hoffen auf gutes Wetter ohne Sturm und Regen.

Wie viel Arbeit steckt in diesem Auftritt?

Peters: Das zweite Schwadron des Reiter-Korps hat sich die Geschichte angedacht und die Texte dafür geschrieben. Ende November haben wir mit den Proben begonnen. Für meine Frau war das wegen der kölschen Sprache auch eine Herausforderung. Die hat sie toll gemeistert.

Sie werden das Ganze auf dem Pferd absolvieren.

Peters: Ich bin zwar kein intensiver Reiter, war aber bei drei oder vier Zügen mit dem Pferd unterwegs. Dafür habe ich die erforderlichen Reitstunden genommen und sitze jetzt beim historischen Spiel nicht zum ersten Mal im Sattel.

Finden sich Jan und Griet am Ende des Stücks?

Peters: Ja, es wird wieder ein Happy End geben, und Jan und Griet werden gemeinsam im Zug unterwegs sein.

Welche Bedeutung haben das Spiel und der Zug für die Zuschauer?

Peters: Wir haben immer sehr viele Leute an der Severinstorburg und am Zugweg — auch bei schlechtem Wetter. Es ist der erste Umzug im Kölner Straßenkarneval. Sehr positiv ist, dass wir wieder den alten Weg über die Severinstraße nehmen können und keinen Umweg fahren müssen. In diesem Jahr wird es für Jan und Griet außerdem einen neuen größeren Wagen geben, darauf freuen wir uns schon sehr. Das ist für uns die zweite Premiere der Session.

Wie war das für Sie unter all den Männern im Reiter-Korps?

Bettina Peters: Ich habe neue Einblicke bekommen, wie das so abläuft. Die Jungs aus dem Korps kenne ich ja bereits, aber im Bus war ich vorher noch nie dabei.