Der Winzer von der Kölner Straße
Hobby: Seit 30 Jahren stellt Roland Weber Wein in seinem Keller her. Die Trauben dafür wachsen gleich an seinem Haus.
Burscheid. Bei jedem Schritt knarren die schmalen Stufen der alten Holztreppe, die in den Keller führt. Hier sind die Decken der Räume niedrig, ebenso die Türrahmen. An den Wänden stehen hölzerne Regale, zahlreiche große und kleine Flaschen, sowie ein mannshoher Kühlschrank. "Hier müssten noch einige Flaschen älterer Jahrgänge drin sein", sagt Roland Weber, als er die Kühlschranktür öffnet.
Sei seiner Geburt lebt der 73-Jährige in seinem Elternhaus an der Kölner Straße. Dort stellt er im Keller seit nunmehr knapp 30 Jahren in Eigenregie Wein her. "Wann ich genau damit angefangen habe, weiß ich gar nicht mehr. Um 1960, 1965 habe ich hier meine erste weiße Rebe gezogen", erinnert er sich. Die habe allerdings noch nicht zum Weinmachen gereicht. In den folgenden Jahren experimentierte Weber, stellte unter anderem Obstwein und Met aus Bienenhonig her.
Zurück im Keller: Nach einem kurzen Blick ins Innere des Kühlschranks greift der Ur-Hilgener eine Flasche heraus. "Der ist von 1986, die älteren Jahrgänge sind wohl schon alle weg." In einem Nebenzimmer liegen Flaschen mit jüngeren Weinen in den Holzregalen. Unter anderem einer aus dem Jahr 2003. Der Wein ist gelblich. Er riecht, wie er schmeckt: herb und nach Alkohol. "Es ist nicht jedermanns Sache. Mir schmeckt er, meiner Frau Eva Maria nicht", sagt Weber und grinst.
Die Fernsehsendung "Hobbythek" mit Jean Pütz hat ihn dann "Mitte, Ende der 70er Jahre" dazu inspiriert, aus Trauben auch Wein herzustellen: "Eine Folge über private Weinherstellung war der Auslöser." Seitdem informierte er sich in Fachzeitschriften, legte 1980 dann Rebstöcke im Garten und an einer alten Laube neben seinem Haus an. Das Auspressen der Trauben und das Abfüllen in Flaschen macht Weber selbst. Im Herbst geht es jedes Jahr an die Ernte. "Vor einigen Jahren habe ich 80 Kilogramm Trauben geerntet. Das war eine tolle Bilanz", erinnert er sich und fügt hinzu: "Ein Kilo Trauben ergibt etwa eine Flasche Wein."
Die Geschichte seines nun knapp 30 Jahre alten kleinen Weingutes begann 1980 mit dem Anruf eines Freundes aus Bergisch Neukirchen. "Er bat mich, ihm bei seiner Weinernte zu helfen. Dabei habe ich mir ein paar Triebe eingepackt und sie auf meinem Grundstück angepflanzt", sagt der 73-Jährige, während er seinen Blick über die unzähligen Trauben an dem heute mehrere Meter langen Rebstock wandern lässt. Der hat sich mittlerweile den Weg über die alte Laube hinweg bis zum Zaun an der Kölner Straße gebahnt.
Die rötlichen Früchte nutzt Weber nicht allein zur Weinproduktion: "Sie eignen sich auch bestens für Federweißer, Gelee und Marmelade." An den Verkauf der Erzeugnisse hat der Hobby-Winzer nie gedacht. "Alles ist für den Eigenbedarf oder als Geschenke für Freunde und Bekannte gedacht", sagt er und berichtet von einem Geheimnis, das seinen Weinstock nun schon seit drei Jahrzehnten umgibt: "Nicht einmal Winzer von der Mosel und der Ahr konnten mir sagen, was ich für eine Trauben-Sorte gepflanzt habe. "