Jürgen Roters: "Langer Atem für Speer-Masterplan"

So kann Köln wieder zu einer positiven Marke werden. OB Jürgen Roters im Gespräch mit dem BV.

Köln. Bergischer Volksbote: Herr Roters, wie fällt Ihre Bilanz als Oberbürgermeister nach den ersten achtMonaten aus?

Jürgen Roters: Es ist mit viel Arbeit verbunden, diese Stadt wieder auf einengeraden Kurs zu bringen. Köln hat einiges an Schwierigkeiten und auch Skandalenhinter sich. Das Ganze ist mit dem Einsturz des Historischen Stadtarchivseskaliert. Es gibt aber auch andere Dinge, die nicht gut gelaufen sind, so dasgesamte Verfahren zum Bau der Messehallen. Jetzt geht es darum, der Stadt wiedereine klare Richtung vorzugeben, und ich bin hoffnungsfroh, dass das auch vonallen Beteiligten so angesehen wird.

Roters: Da ist nichts mit bunten Bildern oder Prospekten zu erreichen. Zuerstmuss man nach den Enttäuschungen, die viele erlebt haben, das Vertrauen und dieZuversicht der Bürger wieder stärken. Außerdem braucht es klare politischeLinien. Es ist wichtig, nach außen zu verdeutlichen, dass Köln eine reiche Stadtist in Hinblick auf ihre Kulturschätze, ihre Geschichte und Tradition sowie dasLebensgefühl der Menschen hier. Das sind wichtige Pfunde der Stadt. Das muss manaber nach außen kommunizieren.

Roters: Man muss durch kontinuierliche gute Politik dafür Sorge tragen, dassdie positiven Seiten herausgestellt werden. Wir müssen jetzt zum Beispiel denWeiterbau der Nord-Süd-Bahn sehr sicher und konfliktfrei hinbekommen. Wir müssengemeinsam mit der Staatsanwaltschaft stringent daran arbeiten, dass die Ursachenfür den Einsturz des Archivs geklärt werden. Wir müssen uns außerdem dafüreinsetzen, dass das Urteil des Europäischen Gerichtshofs in Sachen Bau derMessehallen umgesetzt wird.

Nur so kann das Image der Stadt wieder besserwerden. Wir hatten nicht nur die Eishockey-WM, wir hatten auch ein fantastischesFinale der Handball-Champions-League hier in der Arena und wir hoffen sehr, dasses gelingt, den Eurovision Songcontest nach Köln zu holen. In der Stadt wirdinvestiert: In wenigen Wochen wird sich RTL an seinem neuen Platz in Deutzpräsentieren, große Baumaßnahmen wie der Umbau des Lufthansa-Hochhauses laufen,im Gerling-Viertel wird kräftig investiert und am Waidmarkt entsteht ein neuesStadtquartier. 1,5 Milliarden werden an Investitionen für die Universitätgetätigt. Das bringt Köln nach vorne.

Roters: Die entsprechenden Gespräche laufen. Ich kann mir vorstellen, dassdies eine Möglichkeit ist, schon relativ zügig den Menschen zu signalisieren,dass zumindest ein Teil dieser Nord-Süd-Fahrt nutzbar ist und Vorteile bringt.Wenn dann die Oberflächen wieder neu gestaltet sind, dann wird das, was wirjetzt als Wunde im Herzen der Stadt empfinden, auch wieder heilen.

Roters: Wir müssen mit langem Atem daran arbeiten. Jeder weiß, dass wir wieviele andere Städte auch unter einer dramatischen Finanzsituation leiden. Wirkönnen uns nicht große Projekte von heute auf morgen leisten. Aber derMasterplan ist ein fantastisches Regiebuch für die Zukunft Kölns und er setztdie Maßstäbe für alle Maßnahmen, die wir jetzt im Innenstadtbereich angehen. Wirwerden versuchen, das Ganze punktuell umzusetzen. Es gibt Arbeitsgruppen für diePlanungen, so zum Beispiel für die Verschönerung unserer Plätze. Aber jetzt ganzviel Geld in die Hand zu nehmen und den Neumarkt in kurzer Zeit umzubauen, dazusind wir im Moment nicht in der Lage.

Roters: Wir werden möglicherweise den ersten Schritt am Ebertplatz machen, umihn zu verschönern. Dann werden die Ringe vom Hohenzollernring bis hin zumBarbarossaplatz modernisiert, die ja durchaus Boulevardcharakter haben und habenkönnen. Das sind Dinge, die mit den heutigen Mitteln zu stemmen sind.

Roters: Wir überlegen im Moment, wie man ein Marketingkonzept am bestenorganisiert. Da bin ich offen für Vorschläge. Nur zu glauben, eine solcheGesellschaft würde von alleine funktionieren, ist falsch. Man muss sie natürlichauch entsprechend ausstatten, das gilt auch für das Budget, das zur Verfügungsteht. Dafür benötigen wir ein klares Finanzierungskonzept und darüber sprechenwir gerade. Ich wäre dankbar, wenn hier City-Marketing sich engagieren und sichauch finanziell einbringen würde.