Paul Bauwens-Adenauer: "Ich bin überzeugter Rheinländer"
Der IHK-Präsident Paul Bauwens-Adenauer hofft, dass knappe Kassen als belebendes Element wirken.
Köln. Bergischer Volksbote: Herr Bauwens-Adenauer, wie wird Köln derzeit von außen wahrgenommen?
Paul Bauwens-Adenauer: In den Medien überwiegen die negativen Schlagzeilenvon Unglücken und Skandalen. Da steht es derzeit mit der Außendarstellung leidernicht zum Besten.
Bauwens-Adenauer: Das sind häufig Dinge, die sich an ein eher kleinesPublikum richten. Da haben wir die Theater und die Oper, die mit ihrenProgrammen positive Schlagzeilen erzeugen. Auch in der übrigen Kulturwelt gibtes Positives und über die Wirtschaft gibt es im Grunde auch nur Gutes zuberichten. Aber das Stadtimage wird dadurch nicht geprägt.
Es sind die großenEreignisse, die das Bild in den Medien bestimmen. Dazu gehören das Unglück beimU-Bahn-Bau genauso wie das Thema ’Vergabe Messehallen’ und - etwas zurückliegend- Unregelmäßigkeiten bei den Parteien. Da wird dann schnell vom Klüngelgesprochen und alles zu einem undifferenzierten Brei vermischt. Den endlichaufzulösen, ist jetzt unsere Aufgabe.
Bauwens-Adenauer: Köln steht nicht eindeutig für bestimmte Dinge. Hamburg istmit dem Hafen das Tor zur Welt und Frankfurt am Main der Finanzplatz. Köln hateine breit aufgestellte Wirtschaft. Damit fährt man besser durch die Krise, aberfür eine Marke ist das nicht so griffig. Eine gute Chance nach vorne zu kommen,ist aber die Kultur der Stadt. Das gilt auch, wenn wir in Köln die Kultur selbstfinanzieren müssen und nicht wie in Berlin von allen Seiten das Geld zugestecktbekommen. Hier kann die Marke wachsen.
Bauwens-Adenauer: Die Gemeinschaft in der Region ist die Voraussetzung, um inder ersten Liga mitspielen zu können. Deshalb muss die Region unbedingt gestärktwerden. Städte wie Köln oder Düsseldorf sind zu klein, um alleine wirklich obenmitspielen zu können. Ich hoffe, dass da knappe Kassen als ein belebendesElement wirken.
Wir sind die stärkste Region in Deutschland und sehr stark inEuropa. Hier leben sechs Millionen Menschen und wir haben eine Kultur- undWissenslandschaft ohne Gleichen. Das ist ein Schatz, der noch gehoben werdenmuss. Jetzt braucht es Überlegungen, die wirklich zu etwas führen, auch wennjetzt keine Stadt bei ihren kulturellen Einrichtungen Abstriche hinnehmenwill.
Bauwens-Adenauer: Das Rheinland ist eine echte, gelebte Region und so positivbesetzt wie Bayern. Keiner hat Probleme sich damit zu identifizieren. Ich selbstbin überzeugter Rheinländer.
Bauwens-Adenauer: Sehr! Das sehe ich an meinen Kindern, die gerade imStudentenalter sind. Junge Menschen leben gerne in der Stadt und deshalb wächstdie Stadt hier auch weiterhin.
Bauwens-Adenauer: Es gibt hier viele Initiativen, die Gründer unterstützen.Beim Angebot preiswerter Arbeits- und Wohnflächen hat Berlin allerdings derzeitnoch die Nase vorne. Etwas getan werden muss auf jeden Fall bei denAusgründungen aus den Hochschulen und Fachhochschulen. Da müssen neueBindeglieder geschaffen und Schwellen abgebaut werden.
Bauwens-Adenauer: Er ist um sein Amt nicht zu beneiden. Er muss jetzt vieleDinge ordnen und neu strukturieren. Vieles sind sehr mühselige Betätigungsfelderwie das komplexe Thema Nord-Süd-Bahn. Aber Herr Roters hat sich sehr tief in dieSachverhalte eingearbeitet und sich so Kompetenz erworben. Kritischer sehe ichdie politische Seite, wenn es zum Beispiel um das Zusammenspiel von Rat undVerwaltung geht. Außerdem bestimmt das parteipolitische Denken zu oft dieDiskussionen. Bei 90 Prozent der Dinge geht es aber nicht um Parteipolitik, damüssen einfach Aufgaben gelöst werden.
Bauwens-Adenauer: Ich erhoffe mir für Köln bessere Netzwerke. So mit demneuen Minister Norbert Walter-Borjans, der hier jahrelang Wirtschaftsdezernentwar. Beim Programm bin ich aber noch skeptisch. Ich sehe nicht die Vorteile, dieeine Abschaffung der Studiengebühren und der Kopfnoten bringen sollen. Da fehltmir noch die Zukunftsorientierung.