„Die eigenen Ansprüche werden größer“

Die Folkpunk-Band Mr. Irish Bastard kommt mit neuem Album „The Desire For Revenge in den Jungle Club.

Foto: Hackemack

Köln. Die Anfänge einer Band sind zumeist wenig glorreich. Als die Münsteraner Folkpunk-Band Mr. Irish Bastard 2006 antrat, um die Welt mit schnell getakteten und hochprozentigen Hymnen positiv zu erschüttern, waren die Bühnen oft so klein, dass nur die Hälfte der Gruppe darauf Platz hatte. Heute, drei Studioalben und rund 700 Konzerte später, ist die Band längst eine international anerkannte Instanz ihres Genres geworden. Konzerte führten die Münsteraner inzwischen auch nach Japan und China sowie in viele weitere Länder. Mit ihrem neuen Album „The Disire For Revenge“ sind Mr. Irish Bastard nun auf Tour und kommen am 24. März in den Jungle Club am Grünen Weg 1b in Ehrenfeld.

Wie hat sich Ihre Musik in den vergangenen zwölf Jahren verändert?

Chris Lennon: Die Ansprüche an uns selbst als Band sind größer geworden. Wir sind ja eine reine Do-it-you-self-Band. Wichtig ist uns auch, dass wir mit unseren Texten spannende Geschichten erzählen — nicht zu klischeehaft, doppelbödig und mit Haken und Ösen. Außerdem wollen wir uns stetig weiter entwickeln, und müssen dabei den Spagat zwischen den Erwartungen unserer Fans und den eigenen Ansprüchen meistern. Wir sind zwar mit einem Genre verbunden, das darf uns aber nicht daran hindern, die Songs zu schreiben, die wir gerade gut finden.

Wie entstehen die neuen Songs?

Lennon: Ich bin der Songschreiber der Band, das ist nach wie vor eine spannende Sache. Oft kommt es vor, dass mir auf der Straße eine Phrase einfällt, dann gehe ich nach Hause, setze mich mit der Gitarre an den Küchentisch und baue das Stück Schicht für Schicht auf, bevor wir dann ins Prinzipal-Studio bei Münster gehen. Es ist nicht immer einfach, Songs zu schreiben und der Weg von der Idee bis zum fertigen Livesong auf der Bühne ist oft sehr lang. Anfangs mochte ich auch die Arbeit im Studio nicht besonders, inzwischen finde ich diese als sehr spannend.

Wir kamen Sie zum Irish Folk?

Lennon: Meine Familie stammt aus Irland und meine erste Sprache war Englisch. Lange ging es musikalisch eher in Richtung Punkrock, dann habe ich in Dublin die Pogues gesehen. Ich war ziemlich beeindruckt, als Jane da mit seiner Limousine vorfuhr. Fünf Jahre später standen wir mit den Pogues bei einem Open Air von dem Schloss in Münster gemeinsam auf der Bühne. Das war Wahnsinn.

Welche Rolle spielt Irland und seine Kultur für Sie persönlich?

Lennon: Das ist ein großer Teil meiner Identität. Ein Teil meiner Familie lebt noch da. Die anderen haben in Großbritannien und den USA ihre Heimat gefunden. Mein Blick auf Irland ist weniger touristisch, für mich steht die Insel in einem anderen Licht da. Die Themen sind breitgefächert.

Die Pogues haben sich auch immer offen gezeigt.

Lennon: Ja, so kannten sich zum Beispiel die Sex Pistols und die Pogues gut und das waren zwei prägende musikalische Formationen. Auch zu den traditionellen Dubliners gab es Kontakte und gemeinsame Auftritte. Die Pogues waren ja die schmutzige und erdige Version dieser Band. Trotzdem waren die Songs der Band auch große Poesie. Die Pogues sind definitiv Vorbilder für uns und unsere großen Helden.

Wie wichtig ist Ihnen der internationale Erfolg?

Lennon: Viel zu reisen, hilft auf jeden Fall gegen die eigene Borniertheit, vor allem wenn man nicht als Tourist unterwegs ist. Mann findet die musikbegeisterten Typen in Japan und China genauso wie in Europa. In den Begegnungen entwickelt man sich weiter, lernt Neues kennen und verliert die eigenen Scheuklappen.

Sie haben zwei neue Geigerinnen in der Band. Welche Bedeutung hat das für den Sound von Mr. Irish Bastard?

Lennon: Wir sind eine ziemlich große Band, und eine, die sehr viel unterwegs ist. Bei uns gibt es daher so etwas wie eine Ersatzband, die Travelling Bastards. Daher haben wir auch zwei Geigerinnen, die sich ablösen können. Die Geige bringt eine superinteressante Farbe in unsere Musik. Durch die Fiedel werden viele Emotionen losgetreten. Außerdem ist der Kontrast zwischen die punkrockigen E-Gitarren und der zerbrechlichen Geige spannend.

Was erwartet das Publikum im Kölner Jungle?

Lennon: Wir werden dort ausnahmsweise alle Songs des neuen Albums spielen. Dazu kommen noch ein paar der alten Hits und Gassenhauer. Es wird ein bunter Strauß, der alte und neue Fans in Köln erwartet.

Welche Beziehung haben Sie als Münsteraner zu Köln?

Lennon: Mir gefällt die Offenheit und Leichtigkeit der Leute in Köln. Wir waren früher oft im Underground, das es leider inzwischen nicht mehr gibt. Es waren immer spannende Konzerte mit einem intensiven Austausch. Wenn man in Irland an einer Bushaltestelle wartet, kommt man schnell ins Gespräch mit den anderen Leuten. Das ist in Köln wohl nicht viel anders.

mririshbastard.com