Durchwachsenes Jahr für das Handwerk
Konjunkturumfrage: Bei vielen Betrieben stagniert der Umsatz oder geht zurück. Die privaten Haushalte investieren nicht.
Rhein.-Berg. Kreis. Handwerk hat goldenen Boden. Das vom Volksmund gerne zitierte Bild hat längst Schlagseite bekommen - zumindest in den Augen der Verantwortlichen der Kreishandwerkerschaft. "Wir spüren eine deutliche Zurückhaltung bei der Investitionsbereitschaft insbesondere der privaten Haushalte", erklärt Hauptgeschäftsführer Heinz Gerd Neu. "Am überwiegenden Teil der Betriebe ist der Aufschwung vorbeigegangen."
Hintergrund dieser Einschätzung ist die aktuelle Konjunkturumfrage der Handwerkerschaft unter den Innungen. 554Betriebe (24Prozent) haben sich an dem Rück- und Ausblick beteiligt - herauskristallisiert hat sich eine durchwachsene Einschätzung.
Während Metaller, Maler und Lackierer, Tischler, Elektrobetriebe und Dachdecker insbesondere im Oberbergischen Kreis auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken, sprechen das Bauhauptgewerbe, die Bäcker, Fleischer und Friseure im Rheinisch-Bergischen Kreis und Leverkusen von einer Stagnation. Und bei den KfZ-Betrieben wird sogar ein Rückgang der Umsätze deutlich. "Wir haben eine zweigeteilte Stimmung", sagt Geschäftsführer Marcus Otto, der für die Umfrage verantwortlich ist.
Und viele der angeschlossenen Zünfte erwarten angesichts der Rahmenbedingungen nichts Gutes für das laufende Jahr, zumindest die Masse der Handwerksbetriebe ist zurückhaltend bis skeptisch.
Doch die Probleme sind nach Einschätzung der Kreishandwerkerschaft manchmal auch hausgemacht. Immer mehr Frisöre (in Köln hat sich beispielsweise die Zahl etwa verdoppelt) graben sich die Umsätze selbst ab. In der Breite aber beklagt Heinz Gerd Neu, dass das Geld für Investitionen fehle. Bestes Beispiel seien die Sanitärbetriebe, die angesichts öffentlich diskutierter energieeinsparender Maßnahmen insbesondere bei Altbauten positiv gestimmt waren. Allerdings: Das Geld für kostenintensive Kessel oder Therme sei nicht vorhanden oder werde zurückgehalten.
Seine Forderungen an die Politik: "Die Leute müssen netto mehr in der Tasche haben." Der Solidaritätsbeitrag müsse abgeschafft und die Lohnnebenkosten gesenkt werden. Beklagt wurde allerdings auch die Zahlungsmoral der Kunden: 22 Prozent aller Betriebe haben noch Forderungen offen, die über drei Monate alt sind. "Der Kunde zahlt einfach nicht, weil er keine Lust hat", meint Otto.