Ehrenamt: Schmökern in der großen Pause
Seit 1992 besucht die Evangelische Bücherei zweimal im Monat die Schule Dierath. Die Landeskirche hat das Team dafür jetzt ausgezeichnet.
Burscheid. Es ist viertel nach neun, an der Schule Dierath beginnt die Frühstückspause und das Team der Evangelischen öffentlichen Bücherei ist auf den Ansturm vorbereitet. Rund 150 Bücher sind auf vier Bierzelttischen ausgebreitet, der Zettelkasten für die Ausleihe steht bereit.
19 Jahre geht das jetzt so. Zweimal im Monat, jeweils am ersten und dritten Mittwoch, packen Büchereileiterin Edeltraut Lunau und ihre ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen Katharina Hallwirth, Martina Hoffmann und Margit Tiemann ihre Bücherkisten ins Auto und machen sich auf den Weg nach Dierath.
„Ursprünglich hatten Jutta Plaster und ich mit Bilderbüchern im Kindergarten Schützeneich angefangen“, erinnert sich Edeltraut Lunau. Als die Kinder später eingeschult wurden, fiel auf, dass der Schule Dierath als einziger Burscheider Grundschule eine Schulbibliothek fehlte. Die Idee der mobilen Bücherei war geboren.
Die Evangelische Kirche im Rheinland hat die Burscheider Initiative jetzt als eines von drei Projekten mit dem Ehrenamtspreis 2011 ausgezeichnet. Er wird am 3. Dezember in einer Feierstunde in Düsseldorf übergeben. „Wir sind von der Fachstelle ermuntert worden, uns zu bewerben, um zu zeigen, wie viele evangelische Büchereien ehrenamtlich betrieben werden“, erzählt Lunau.
70 bis 80 Ausleihen pro Schulbesuch in Dierath werden registriert, allein im vergangenen Schuljahr waren es insgesamt 2389. Dass etwa ein Drittel der Kinder einen Migrationshintergrund hat und anderweitig kaum Zugang zu Büchern, ist nur ein Aspekt der Arbeit. „Uns liegen alle Kinder am Herzen“, bekräftigt Lunau. Auch auf dem Land soll die Lust am Schmökern nicht an zu langen Wegen scheitern.
Davon profitieren nicht nur die Schüler. Grundschullehrerin Andrea Höfinghoff nimmt gerade das Buchpaket zum Thema „Igel“ in Empfang, das in der Bücherei zusammengestellt wurde. „Gerade für den Sachkundeunterricht nutze ich diese Möglichkeit immer wieder, themenbezogene Bücher in der Klasse auszulegen, mit denen die Schüler dann arbeiten können.“
Konrektorin Corinna Stobbe weiß zu berichten, dass es die Erstklässler zum Teil schon gar nicht mehr abwarten können, auch in der Bücherei stöbern zu dürfen. „Für sie gibt es nach den Ferien extra eine Einweisung und dann können sie auch ausleihen.“
Zusätzlich soll bei allen Schülern im November ein Wunschzettel verteilt werden, auf dem sie notieren können, was sie im Angebot noch vermissen. Die Evangelische öffentliche Bücherei will schließlich keine Wünsche offenlassen.