Ein Stück Geschichte ist in Gefahr

Im Kölner Stadtarchiv lagerten auch wichtige Quellen aus Burscheid.

Burscheid. "Das Gedächtnis von Köln liegt in Trümmern" - die Nachricht vom Einsturz des Kölner Historischen Archivs und der ungewissen Rettung wertvollster Dokumente trifft die Burscheider direkt: Auch das Gedächtnis von Burscheid liegt zum Teil unter dem Schutt. Die Gereonsstift-Akten, die Domstift -Akten und mehrere historische Testamente sind möglicherweise unwiederbringlich verloren.

Die Gereonsstift-Akten sind die älteste Quelle zur Burscheider Geschichte, seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind sie Bestandteil des Historischen Archivs Köln. In ihnen finden sich die früheste Erwähnung Burscheids im Jahre 1175, die Urkunde über die Verleihung der "reichen Einkünfte" der Kirche in Burscheid an das Kapitel von St. Gereon (1287), mit der Auflistung der dem Pfarrektor in Burscheid verbleibenden Einkünfte, inklusive Ackerland, Haus und Hof.

1324 wurde die Pfarrkirche von Burscheyt den Stiftsherren von St. Gereon einverleibt, die über das Patronatsrecht auch die Pfarrer einsetzen konnten. Anhand der Urkunden lässt sich die weitere Entwicklung Burscheids verfolgen bis in die Mitte des 15.Jahrhunderts.

In den "Domstift-Akten" finden sich wichtige rechtsgeschichtliche Dokumente. Das Domstift Köln hatte im Herzogtum Berg erhebliche Besitzungen, die als Lehen vergeben wurden. Bereits seit dem 13. Jahrhundert flossen dem Domstift Abgaben aus Grünscheid zu. Dort tagte das Hofgericht, dem der gesamte im Herzogtum Berg liegende Grundbesitz des Kölner Domstiftes unterstand.

Das Grünscheider Hofgericht traf sich zweimal jährlich, im Mai und im November. "Das Weistum" legte Ort und Zeitpunkt des Gerichtes fest, außerdem die Höhe der Abgaben, die die Lehnsnehmer an das Domstift zu zahlen hatten, und die "Kurmut", eine Art Erbschaftssteuer, die beim Tode eines Lehnsnehmers anfiel und von seinem Nachfolger innerhalb eines Jahres in Form von Vieh oder dessen Geldwert entrichtet werden musste. Das Weistum dieses Hofgerichtes ist durch Originalakten aus dem Jahre 1578 und eine Abschrift aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erhalten.

Verloren sind möglicherweise auch Original-Testamente aus alter Zeit wie die die der Familie Artzen-Vohrem in Grünscheid aus dem 17. Jahrhundert. Aber auch die Akten der Familien von Katterbach auf Diepental, die durch den zu Anfang des 18. Jahrhunderts ausgetragenen Jagdstreit des Franz Gerhard von Katterbach und Johan Heinrich Carl Freiherr von Driesch auf Grünscheid Burscheider Territorium berühren. Zahlreiche Dokumente aus der engeren Umgebung Burscheids gehören ebenfalls zu den bedrohten Archivalien.

Auch wenn Abschriften aus jüngerer Zeit oder Mikrofilme die Bestände vielleicht dokumentiert haben - Originale könne sie nie ersetzen. Alte Dokumente sind haltbarer als neue Medien. So bangt nun auch Burscheid um wichtigste Spuren seiner Geschichte.