Kölner Oberbürgermeister verspricht Aufklärung des Archiv-Einsturzes

Köln (dpa) - Der Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) hat am Mittwoch eine lückenlose Aufklärung des Stadtarchiv-Einsturzes versprochen. "Niemand kann angesichts dieser Katastrophe zur Tagesordnung übergehen", sagte er in einer Sondersitzung des Stadtrates.

"Es wird lange dauern - sehr lange - bis die klaffende Wunde an der Severinstraße heilt."

Zunächst müsse der letzte Vermisste gefunden werden. Die Aufräumarbeiten und die Sicherung des nicht zerstörten Archivguts würden Monate in Anspruch nehmen. Dies sei eine Aufgabe von nationalem Rang, denn das Archiv sei das bedeutendste Kommunalarchiv nördlich der Alpen gewesen.

Schramma steht wegen des Einsturzes auch selbst in der Kritik. "Der Oberbürgermeister tritt teilweise so auf, als ob er Unbeteiligter oder Vorsitzender einer Bürgerinitiative ist", sagte der grüne Abgeordnete Jörg Frank. Er sei aber der Verwaltungschef und trage einen wesentlichen Teil der Verantwortung.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Martin Börschel sagte, man werde später nach der Verantwortlichkeit fragen müssen, im Moment stehe noch die Suche nach dem 24-jährigen Studenten Khalil G. im Mittelpunkt. Dem Leiter der Bergungsarbeiten, Feuerwehrdirektor Stephan Neuhoff, spendete der Stadtrat langanhaltenden Beifall.

Die Feuerwehr war am Mittwoch mit dem Einriss einer weiteren Hausruine beschäftigt und wollte danach noch tiefer in dem Trümmerkrater graben. Vor gut einer Woche waren das Historische Archiv der Stadt und zwei angrenzende Häuser eingestürzt, vermutlich als Folge des U-Bahn-Baus. Ein 17-jähriger Bewohner wurde bereits am Sonntag tot aus den Trümmern geborgen.

Schramma berichtete von einer Welle der Hilfsbereitschaft für die obdachlos gewordenen Anwohner. So gingen Geld- und Sachspenden ein, mehr als 200 Wohnungen wurden angeboten und Gutscheine verteilt. Ein Möbelhaus schenkte den 41 Haushalten, die ihr Zuhause verloren haben, Einkaufsgutscheine für die Einrichtung einer neuen Wohnung.

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) sprach sich für eine rasche Fortsetzung des U-Bahn-Baus aus. Auch Schramma sagte, nach einem vorübergehenden teilweisen Baustopp müsse die U-Bahn fertiggestellt werden.