Rundgang Eine Göttin und ein göttlicher Duft
Köln · Nachdem die letzten Stadtspaziergänge zur Peripherie der Großstadt führten, geht es jetzt wieder zum Herz der Metropole. Ausgangspunkt ist die Kreuzblume auf der Westseite des Doms.
Für die einen ist sie ein beliebter Treffpunkt und auch so manche Stadtführung startet in normalen Zeiten von der auf den Boden geholten Spitze des Doms. Andere finden, dass das Zeugnis aus Stein völlig fehl am Platz ist und würden diesen gerne komplett neu gestalten. An der Kreuzblume sollte der Blick einmal kurz zum Boden gehen, wo sich der Taubenbrunnen des renommierten Bildhauers Ewald Mataré befindet. Die kleine Treppe zur Domplatte ist der Ort, von wo wahrscheinlich die meisten Kölner Erinnerungsfotos geschossen werden. Dabei ist es nicht immer leicht, sich vor dem kompletten Dom zu verewigen.
Nicht weit entfernt liegt das Museum für angewandte Kunst kurz Makk, das auf das frühere Kunstgewerbemuseum in Köln zurückgeht und das seit dem Jahr 1989 seinen Sitz An der Rechtsschule hat. Ursprünglich hat dort das Wallraf-Richartz-Museum seinen Platz wie die großen Skulpturen der beiden Kunstsammler heute noch zeigen. Auch das Museum Ludwig war dort zu finden. Das von 1953 bis 1957 errichtete Gebäude zeichnet den Grundriss des früheren Minoritenklosters nach. Im schönen Innenhof sind noch Reste des ursprünglichen Kreuzgangs erkennbar. Die Minoritenkirche liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Makk.
Eine Göttin mit einer
wechselvollen Geschichte
Jetzt führt der Rundgang weiter zur Hohen Straße und von dort in die Stollwerck-Passage, die einzige Einkaufspassage, die von den vornehmen Vorkriegsbauten heute noch zu sehen ist. In dieser befindet sich ein besonderes Kunstwerk: die Göttin Gaea von Bildhauer Gerhard Marcks. Es ist nicht das Original der Erdgöttin, die dort ursprünglich platziert wurde. Sie wurde von den damals neuen Schweizer Chefs der Stollwerck AG von ihrem Sockel geholt. Später bereute man die Aktion und wollte das Original an seinen Platz zurückstellen. Allerdings hatte man in Köln mithilfe der Imhoff-Stiftung schon eine Rettungsaktion gestartet und das Kunstwerk nach den aktualisierten Plänen des Künstlers neu gegossen. So steht in der Passage jetzt ein echtes Unikat.
Weiter geht es nun zu einem stillen Innenhof, der zum Farina-Haus gehört. Dort befindet sich der Frauenbrunnen von der Künstlerin Anneliese Langenbach von 1987. Er zeigt Kölner Frauen im Wandel der Zeit von der Ubierin über die Römerin und Jüdin bis zur Niederländerin, Italienerin und Preußin. Auch die hl. Ursula hat ihren Platz im spannenden Kunstwerk gefunden. Das Farina-Haus selbst steht für ein besonderes Produkt der Stadt. Johann Maria Farina brachte das Kölnisch Wasser nach Köln. Noch heute wird dieses am Stammsitz schräg gegenüber des Wallraf-Museums verkauft. Auch ein Duftmuseum befindet sich im Haus, wo bis heute an Rezepturen für edle Düfte gearbeitet wird.
An der Schildergasse liegt die Antoniterkirche, zu deren besonderen Kunstschätzen der „Schwebende Engel“ von Ernst Barlach gehört. Ihren Ursprung hat die gotische Kirche im Kloster des Antoniter-Ordens an gleicher Stelle. Seit 1802 hat dort die evangelische Gemeinde ihren Platz. Ab 1968 fand in der Kirche unter Dorothee Sölle das „Politische Nachtgebet“ statt.