Erdgas: Klima lässt die Umsätze schmelzen

Die Stadtwerke Burscheid hatten im April starke Einbußen in ihrem Kerngeschäft.

Burscheid. Des einen Freud’, des anderen Leid. Kaum ein Sprichwort könnte besser passen zu den Auswirkungen des Monats April, den viele Menschen scherzhaft in diesem Jahr als ersten Sommermonat bezeichnet haben. Entsprechend gering waren beispielsweise die Gasverbräuche insbesondere der privaten Haushalte - zur Freude der Menschen in den Haushalten. Während viele Menschen vielmehr unter der Hitze stöhnten, dürften jetzt die Verantwortlichen der Burscheider Stadtwerke aufgrund der aktuellen Verbrauchszahlen stöhnen.

"Wir haben 46,5 Prozent weniger Gas an die Kunden weitergegeben als im selben Zeitraum des vergangenen Jahres", bestätigt Christian Moithen, Prokurist bei den Burscheider Stadtwerken. "Das bedeutet natürlich einen erheblichen Umsatzrückgang für uns."

Die absoluten Zahlen: Im April 2006 hatten die Kunden der Stadtwerke 18,9 Millionen Kilowattstunden Gas verbraucht, im vergangenen Monat waren es gerade mal 10,1 Millionen. Ein Rückgang also fast um die Hälfte. Dieser Verlust für die Stadtwerke ("Im vergangenen Jahr hatten wir noch richtig Winter.") müsse sich allerdings nicht zwangsläufig auf die Preise auswirken, sagt Moithen, der allerdings erklärt, dass die Zahlen Einfluss auf die Jahresrückrechnung hätten. Womöglich müssten Kosten gesenkt werden.

Der Prokurist geht aber nicht davon aus, dass im Kerngeschäft der Stadtwerke durch eine baldige oder schon vorhandene Klimakatastrophe künftig rote Zahlen geschrieben werden. Persönlich glaube er an eine "Ausnahmesituation", die "möglicherweise Tendenzen" aufzeige. "Jetzt haben wir ja wieder das übliche Wetter."

Zudem bräuchten auch die Industrieabnehmer bei warmem oder heißem Wetter Gas für ihre Betriebe. Und auch im April hätten viele private Haushalte die Temperaturschwankungen mit der Heizung überbrückt. Tatsächlich war es nachts teilweise noch sehr kalt - und entsprechend morgens und abends. Heizungsanlagen mit Außenfühlern regulierten diese Schwankungen automatisch und schalteten noch längst nicht ab.

Und auch wenn die Heizungsperiode im vergangenen Jahr erst spät begonnen habe und wegen eines äußerst milden Winters die Nachfrage nach Gas hat bereits sinken lassen: In Panik verfallen und die Geschäftsstrategie kurzfristig ändern, das sei der falsche Weg. "Aber es ist natürlich sehr schwierig, einen höheren Gasabsatz zu generieren". Da seien die gasbetriebenen Grillgeräte, die aufgrund des schönen Wetters genutzt werden können, sicher nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Einträglicher könnten Gas-Motor-Wärmepumpen sein, wie sie schon im Hause der Stadtwerke existierten: Bei Hitze springt die Pumpe an und kühlt die Räume - ein ähnliches System wie bei einem Kühlschrank.