Erleichterung über Bosbachs Bleiben

Die Entscheidung, nur den Ausschussvorsitz, aber nicht das Mandat aufzugeben, fiel offenbar erst am Donnerstagmorgen.

Rhein.- Kreis. Kreis. Nach Schilderung des CDU-Kreisvorsitzenden Rainer Deppe ist die Entscheidung Wolfgang Bosbachs, sein Bundestagsmandat zu behalten und nur den Vorsitz des Innenausschusses niederzulegen, erst im Verlauf der Sitzung des Kreisvorstands am Donnerstagmorgen gefallen. Bosbach habe um persönliche Stellungnahmen aller 14 anwesenden Vorstandsmitglieder gebeten.

Als dort der Rückhalt zu seiner Griechenland-Haltung kam, den der 63-Jährige auf Bundesebene in seiner Partei vermisst, soll in einem kurzen Vier-Augen-Gespräch mit Deppe die Weichenstellung für den Verbleib in Berlin erfolgt sein.

„Wir hatten mal überlegt, auch auf Kreisebene über die Griechenland-Frage abzustimmen“, sagt Deppe. Die Idee sei dann wieder verworfen worden. „Denn welche besseren Erkenntnisse sollen wir haben als die Bundestagsabgeordneten?“ Aber wenn es zu einer Abstimmung gekommen wäre, so glaubt der Kreisvorsitzende, wäre die Mehrheit nicht dafür gewesen, den Weg zu gehen, den der Bundestag jetzt beschlossen hat. „Und ich nehme an, ich hätte auch so abgestimmt wie Wolfgang Bosbach.“

Mit Ausnahme einer Wahlperiode hat die Kreis-CDU seit Gründung der Bundesrepublik immer den rheinisch-bergischen Abgeordneten gestellt. Ein Mandatsverzicht Bosbachs hätte nicht nur für sie bedeutet, zwei Jahre lang keinen direkten Draht in den Bundestag mehr zu haben. Auch über die Reservelisten der anderen Parteien ist kein weiterer Politiker aus dem Kreis im Bundestag vertreten.

Entsprechend zeigte sich Deppe nach der Sitzung froh und erleichtert über den Zeitgewinn bis zur Wahl 2017. Ob Bosbach dann zum siebten Mal ins Rennen geht, hat er offen gelassen.

Erleichtert ist auch die Burscheider CDU-Vorsitzende Erika Gewehr, obwohl sie nach Bosbachs mehrfachen Andeutungen fest mit seinem Rückzug gerechnet hatte. „Wir haben oft darüber gesprochen und alle haben das gedacht.“ Andererseits sei Bosbachs Haltung zu den Hilfspaketen für Griechenland ja schon seit Jahren bekannt „und trotzdem hat er zuletzt sein bestes Wahlergebnis eingefahren“.

Für Rhein-Berg sei sein Bleiben wichtig und seine Haltung zu Griechenland könne sie gut nachvollziehen, sagt Gewehr. Ähnlich drückt es der Burscheider Ratsherr und CDU-Rückkehrer Aki Papazoglou aus, der derzeit in Griechenland Urlaub macht: „Seine Argumente sind stichhaltig und ich traue der Regierung in Athen nicht zu, die beschlossenen Reformen auch wirklich zu realisieren.“

Er habe Bosbach persönlich geschrieben, um ihn von einem Rücktritt abzuhalten. „Er ist ein geradliniger Mensch und seinen Wählern verpflichtet, nicht der Partei.“ Er selbst, so Papazoglou, rücke auch mehr und mehr von seiner ursprünglichen Haltung einer weiteren Unterstützung Griechenlands ab und befürworte mittlerweile einen „geordneten Grexit“, so sehr ihm das für die Menschen im Land auch weh tue.