Eventbranche „Event-Branche sollte ihre Existenz wieder aufbauen können“

Köln · Auf dem Center Court des vergangene Woche in der Lanxess-Arena stattgefundenen ATP-Tennisturniers wurde am Freitag die Initiative Pro Event der Öffentlichkeit vorgestellt. „Um uns aus der Schockstarre zu lösen, in der sich die Veranstaltungsindustrie wegen Corona derzeit befindet, müssen wir alle gemeinsam – Sport, Kultur, Politik und Gesellschaft – einen Weg finden, um trotz allem und natürlich immer mit den notwendigen Hygiene- und Schutzkonzepten Veranstaltungen mit Publikum zuzulassen“, begründet Initiator Edwin Weindorfer, Veranstalter der beiden Tennisturniere in Köln und Geschäftsführender Gesellschafter der e|motion group, die Lancierung der Initiative.

Tennis-Bundestrainerin Barbara Rittner (Mitte) gehört zu den Unterstützern der Initiative Pro Event.

Foto: PRO EVENT/Paul Zimmer

Aktionsplan beinhaltet
drei wesentliche Schritte

„Mit der Politik sind konkrete Wege und Maßnahmen zu diskutieren, die es erlauben, dass so viele Beteiligte wie möglich der Event-Branche in der Deutschland, Österreich und der Schweiz kurzfristig finanziell überleben und mittelfristig eine faire Chance erhalten, aus den Covid-Trümmern schrittweise ihre Existenz nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten wieder aufzubauen“, formuliert Weindorfer das Ziel von Pro Event.

Der vorgestellte Aktionsplan beinhaltet drei Schritte: freien Fall stoppen, Stabilisierung und schrittweiser Aufbau. Der Geschäftsführer der Lanxess-Arena, Stefan Löcher, schilderte seine derzeitige Gefühlslage: „Uns ist seit März der Umsatz zum Vorjahr um 97 Prozent eingebrochen und obwohl wir uns an alle Hygienerichtlinien halten, ändern sich praktisch täglich die durch die Politik vorgegeben Regeln beispielsweise in puncto bewilligter Zuschauerzahlen. Da macht sich natürlich eine gewisse Machtlosigkeit breit, zumal wir uns eher als Teil der Lösung anstatt des Problems sehen. Deshalb unterstützen wir auch diese Initiative, weil wir uns unbedingt in der Politik mehr Gehör verschaffen wollen.“ 

Der Mit-Initiator von Pro Event, Adam Szpyt, appellierte eindrücklich: „Wir wollen die Kultur im deutschsprachigen Raum behalten. Wir produzieren hier Emotionen für deutsche Wohnzimmer. Wir können uns überlegen, ob wir künftig den chinesischen Sport, die chinesische Kultur importieren müssen. Wir brauchen eine neue Normalität. Menschen brauchen Emotionen. Es gibt ein Recht auf Emotionen. Und wir müssen sie hier produzieren. Mit deutschsprachigen Künstlern, Sängern, Schauspielern Spitzensportlern. Und gerade ältere Menschen dürfen nicht in der Isolation verharren. Wir müssen sie da heraus und in unsere Stadien holen.“

Barbara Rittner, Bundestrainern des Deutschen Tennisbundes, Turnierdirektorin und Mitglied der Task Force Pro Event, pflichtete Szpyt bei: „Ich habe meine 80-jährige Mutter zu Beginn der Woche hier zum Turnier eingeladen, denn hier ist sie absolut sicher. Viel sicherer als in der Straßenbahn oder im Supermarkt. Die Luft in der Halle wird beispielsweise stündlich zu 100 Prozent ausgetauscht. Man muss Verantwortung übernehmen und Statements abgeben.“ Auch Musiker und Konzert-Booker Michael Herberger gehört der Task Force an und sagte: „Die Event-Branche erwartet keine Sonderstellung, aber Anerkennung und Fairness. Wir brauchen Verlässlichkeit und Planbarkeit, damit wir einen Rahmen haben, in dem wir uns bewegen können.“

Um nun die drei Schritte anzugehen, schlägt die Pro Event-Task Force eine etemporäre finanzielle Unterstützung der kommerziellen Event-Branche vor. Zudem müsse die wirtschaftliche Planungssicherheit für die Event-Branche wieder gewährleistet werden.

Neben dem Aufbau einer Lobbying-Organisation mit allen Vertretern der Event-Branche und zwar entlang der gesamten Wertschöpfungskette wird Pro Event beginnen, eine digitale Konferenzserie zu veranstalten, um sich untereinander zu vernetzen und regelmäßig Erfahrungen und Best Practice- Beispiele auszutauschen.